Nicht dazu kommen … 

Eine Bekannte ist seit einem Jahr in Rente. Theoretisch hat sie mehr Zeit für die Dinge, zu denen sie bisher nicht gekommen ist: regelmäßig Sport, Fotos sortieren und zu Fotobüchern verarbeiten. Praktisch kommt sie immer noch nicht zu genau diesen Tätigkeiten. Sie sagt, es gäbe immer etwas anderes zu tun.

Zwar rede ich wie die Blinde von der Farbe – ich bin nicht berufstätig, sondern zu Hause beschäftigt. Entsprechend habe ich wahrscheinlich mehr Zeit, über die ich selbstbestimmt verfügen kann. Dennoch schätze ich, dass es mir ähnlich geht wie berufstätigen Menschen: Was uns wichtig ist, bauen wir irgendwie ein in unseren Alltag – wie umfangreich oder geringfügig auch immer. Ich halte die Idee für illusorisch, mit der Rente würden wir automatisch die frei verfügbare Zeit anders nutzen als bisher. Natürlich kann man sich das vornehmen – und muss dann aber auch entschlossen daran arbeiten, beispielsweise ein neues Hobby zu etablieren. Sonst kommt man (Rente hin oder her) weiter nicht zu dem, was vorher auch schon liegen geblieben ist.

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