David und ich

„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“, heißt es in Psalm 18 (Vers 20). Der Satz stammt von dem jungen David, der Goliath mit seiner Schleuder mutig entgegentritt, weil er weiß, dass Gott für ihn kämpft. Ein anderer Satz von David lautet: „Ich bin matt geworden und ganz zerschlagen; ich schreie vor Unruhe meines Herzens.“ (Psalm 38, 9) Er passt eher zu einem traurigen, mutlosen und frustrierten David, der in seinem Leben sowohl zum Ehebrecher als auch zum Mörder wurde.

Auch bei mir gibt es diese Momente, in denen ich mich fühle, als wäre mir alles möglich; nichts kann mich stoppen, Gott und mich. Dann starte ich mit Schwung in meine Tage, egal ob die Sonne scheint oder es regnet, ob ich viel oder wenig zu tun habe. Ich kenne aber auch das Gefühl, dass ich nur funktioniere – oder nicht einmal mehr das. Wenn mich zum Beispiel ein Hexenschuss ausbremst und mir alles zu viel ist, was mir normalerweise so leicht von der Hand geht. Oder aber ich habe einfach keine Lust auf Routine-Arbeiten, die meinem Leben Sinn und Struktur geben. Selbst das, was mir Spaß macht, ist dann nicht attraktiv. Diese Tage sind sehr selten, aber manchmal kommen sie aus heiterem Himmel und lassen sich nicht so einfach überwinden.

Ich habe kein gutes Rezept gefunden, wie ich damit umgehe: Selbst zum Spazierengehen kann ich mich dann kaum aufraffen; meine Gebete klingen leer. Aber wenn ich angesichts eines Mäuerchens aus Schwere am liebsten rufen würde: „Scotty – wegbeamen!“, dann tröstet mich der Gedanke an David, der diese Phasen auch kannte und ehrlich benennt. Die Bibel nennt ihn einen Mann Gottes (1. Samuel 13, 14).

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