Sabbat

Sabbat: „… wenn du ihn dadurch ehrst, dass du nicht deine Gänge machst und nicht deine Geschäfte treibst und kein leeres Geschwätz redest, dann wirst du deine Lust haben am Herrn und ich will dich über die Höhen auf Erden gehen lassen und will dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob; denn des Herrn Mund hat´s geredet.“
Jesaja 58, 13+14

Sabbat, der eine freie Tag der Woche, ist ein besonderer Tag: Wir können die Arbeit ruhen lassen und nichts tun. Das hört sich nach nicht viel an, ist aber schwierig. Denn Sabbat, das ist nicht einfach nur frei haben oder machen; Sabbat ist viel mehr. Es geht nicht in erster Linie um mich an diesem freien Tag, Gott steht im Mittelpunkt: Dafür soll ich MEINE Gänge und Geschäfte sein lassen und mich stattdessen auf Gott ausrichten. Wenn ich es zulasse, ertrage und einübe, mich einen Tag die Woche nicht um mich selbst zu drehen – dann wird Gott sich um den Rest kümmern. Er wird mich segnen, so dass ich gestärkt und erfrischt wieder meinen Geschäften nachgehen kann.

Nur ein Fotobuch!

Freitagabend: Der Computer, mit dem ich Fotos zu Kalendern oder Büchern verarbeite, hat eine Datei gelöscht, an der ich viele Stunden gesessen habe. Ich durchsuche den Rechner, die Zwischenablage, den `Zuletzt benutzt-Ordner´. Nichts. Dieses spezielle Fotobuch speist sich aus vielen verschiedenen Quellen: Fotos in meinen eigenen Ordnern, in Mails, Nachrichten, von meinen Töchtern übermittelt … Ich bin einigermaßen verzweifelt – auch wenn das in Besuch auf ein verschwundenes Fotobuch ein sehr starker Begriff ist. Vor mir sehe ich einen großen Berg Arbeit, von dem ich dachte, ihn hinter mir gelassen zu haben. Mir fehlen die Worte: Ich bin gleichzeitig frustriert, wütend, resigniert und erschöpft. Abends betet mein Mann, Gott möge die Datei irgendwie wieder herstellen. Er sagt: „Wir wissen nicht, ob du es tun willst, aber wir glauben, dass du es tun kannst.“ Ich höre in mich hinein – glaube ich das wirklich? Theoretisch sage ich dazu `Amen´; praktisch rechne ich nicht damit.

Am Samstagmorgen ist die Verzweiflung auf ein erträgliches Maß gesunken: Der erste Schritt ist der halbe Weg, das weiß ich schon. Ich werde mich nächste Woche neu an die Arbeit machen. Mein Sohn fällt mir ein: Seine erste Antwort auf ein Computerproblem ist ein Neustart. Ich weiß nicht, was das in diesem Fall bringen soll. Trotzdem probiere ich es aus, warte aber nicht ab, was passiert – heute habe ich anderes zu tun: Nach einem Unkraut-Gang durch den Garten, vor dem Fußballspiel meiner Tochter, während die Wäsche trocknet, gehe ich später am Computer vorbei: Die Datei ist wieder da – als wäre sie nie verschwunden gewesen. Ich fasse es nicht. Welch ein Geschenk, was für ein gnädiger, freundlicher, zugewandter Gott! Es ist nur ein Fotobuch, aber für mich eine sehr barmherzige Antwort auf meine Zweifel!

Pfingsten

Es ist Pfingsten; ich bin im Gottesdienst für die Moderation eingeteilt und bereite mich darauf vor. Ob alle, die mir am Samstag `Frohe Pfingsten!´ gewünscht haben, wissen, was wir an diesem Wochenende feiern? 50 Tage nach Jesu Tod schickte Gott den Jüngern seinen Heiligen Geist, den `Tröster´, wie es in Johannes 14, 26 heißt. Viele Menschen erkannten dadurch Jesus als ihren Retter und ließen sich taufen: Pfingsten gilt als der Geburtstag der Kirche.

Am Sonntagmorgen auf dem Weg in die Gemeinde summe ich vor mich hin: „Oh komm, du Geist der Wahrheit und kehre bei uns ein … – ein wunderschönes altes Pfingstlied. Ich komme an einem Open-Air-Gottesdienst vorbei und erfahre musikalische Unterstützung: „… Verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr´ Herz und Lippen an, dass jeglicher Getreuer den Herrn bekennen kann!“ Im wahrsten Sinne des Wortes bestens eingestimmt gehe ich in unserer eigenen Gemeinde nach vorn und begrüße zum Pfingstgottesdienst!

Der Schrecken um Corona 

Das Corona-Virus beherrscht seit zwei Jahren die Welt, die Nachrichten und das politische Handeln. Nur sehr langsam `verlässt es´ die große Bühne. Ebenso hat es sich ausgebreitet im persönlichen Denken, war dominierendes Thema in fast jeder Diskussion – und polarisiert noch immer wie kaum etwas anderes. Zwei Jahre sind lang: Man könnte meinen, es sei genug. Es gibt andere und wichtigere Themen als ein Virus, das die Atemwege befällt. Ein Freund von mir entschied sich daher, `nicht mehr darüber nachzusinnen´, wie er mir in einer Mail schrieb.

Ich versuche, seinem Rat zu folgen, aber es fällt mir schwer. Denn: In meinem Bekanntenkreis sind Menschen, die noch immer sehr verängstigt sind und eine Gefahr in jeder Begegnung sehen. Das erschreckt mich und erschwert das unkomplizierte Miteinander. Andere hielten sich in der Vergangenheit nur deswegen an alle Vorgaben, um abends essen gehen zu können. Diese Kritiklosigkeit erschreckt mich ehrlich gesagt auch. Dass Masken im täglichen Leben für manche fast `normal´ geworden sind, erschreckt mich ebenso wie das mit Corona verbundene Schubladen-Denken: Wer Maßnahmen hinterfragt, gilt schnell als undemokratischer Leugner oder unsolidarischer Gegner.

Die einen schreckt das Virus, mich schrecken die gesellschaftlichen Folgen des Umgangs damit. Jesus sagt: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ (Johannes 14, 27) Wo auch immer wir uns hinsichtlich Corona positionieren: Wir tun besser daran, uns nicht durch die Umstände ablenken zu lassen von dem, was uns eigentlich beherrschen sollte: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Johannes 16, 33)

Ich möchte gern zu denjenigen gehören, die es schaffen, so weiterzuleben, als spiele das Virus (oder andere widrige Umstände) in ihrem Leben nicht die Hauptrolle. Sie kommen am besten durch diese Zeiten – von denen wir nicht wissen, wie lange sie andauern werden.

Glück

„Es gibt kaum ein beglückenderes Gefühl, als zu spüren, dass man für andere Menschen etwas sein kann.“
Dietrich Bonhoeffer

Vor einer Arztpraxis treffe ich eine Frau, zu der ich nur selten und wenig Kontakt habe. Wir fragen uns gegenseitig, wie es uns geht: Sie antwortet erstaunlich ehrlich. Ihre Familie ist – auch durch zwei Jahre Pandemie – noch mehr zerbrochen als zuvor, sie lebt jetzt allein und kämpft sich durch ihren Alltag. Ich spüre eine große Traurigkeit bei ihr und frage, ob ich sie spontan umarmen und für sie beten darf. Sie nickt, und ich bete darum, dass Gott sie tröstet und sie ihn als Vater erlebt, der für sie sorgt. Hinterher weint und lächelt sie zugleich und bedankt sich: „Wie schön, dass wir uns heute hier getroffen haben!“ Wir fahren beide beglückt nach Hause.

Ostern – sehr real

Ferien sind Pausenzeiten. Noch dazu sind für ein verlängertes Wochenende nur drei von uns zu Hause. Ich tauche ab in nicht strukturierten relativ freien Tagen, rede wenig und lasse mich treiben. Dann nimmt der Alltag langsam wieder Fahrt auf: Das Auto muss in die Werkstatt; Familienmitglieder kommen zurück beziehungsweise für Ostern nach Hause; das Wetter eignet sich plötzlich (endlich?) doch für Gartenarbeit. Am Ostersonntag habe ich alles da fürs Frühstück – aber wenig Osterfreude im Herzen und auch nicht österlich dekoriert. In den Losungen lesen wir einen Vers, der mich trifft: „Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“ (Offenbarung 1, 18) Mal wieder erlebe und spüre ich: Egal, wie ich mich fühle, Jesus ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden! Heute Morgen (mehr als sonst) ist das Trost und Hoffnung zugleich.

(Als wäre das nicht genug, steht vor der Tür ein Korb, großzügig gefüllt mit hartgekochten bunten Eiern und schokoladigen Freundlichkeiten. Gott sorgt für die Seele und den Leib.)

Eine Stimme haben

Ein Redner auf einer Demonstration spricht klare und kluge Worte. Ich bewundere das; ich hätte auch gern eine Stimme, die Gewicht hat und gehört wird. Aber ich kann nicht auf Demonstrationen vor vielen Menschen reden, stattdessen gehe ich regelmäßig allein durch unsere Innenstadt. Dabei bete ich für Versöhnung der verschiedenen Gruppierungen, die durch die Corona-Pandemie in unserem Land sichtbar geworden sind. Während ich das tue, komme ich mir rat- und machtlos vor: Ob mein Gebet überhaupt etwas bewirkt? 

Corona ist vielschichtig, das ganze Thema ist sehr komplex; es existiert nicht nur EINE richtige Sichtweise: Ein Arzt in einer Lungenklinik hat eine andere Meinung dazu als der Lehrer einer Grundschulklasse; wieder anders sieht es eine alleinerziehende Mutter (mit oder ohne Home Office-Möglichkeit) mit Kindern im Schul-Lockdown. Ich glaube an einen Gott, der alle Menschen mit ihren Perspektiven sieht und verstehen kann. Er weiß eine Lösung. Außerdem hat Gottes Stimme Kraft und Macht: Er spricht nur ein Wort – `und es geschah so´, steht da mehrmals in der Schöpfungsgeschichte und ich glaube, dass das heute noch stimmt. Vielleicht ist es also doch das Beste, was ich machen kann: durch die Stadt laufen und um Gottes Eingreifen beten.

Die Bibel

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“
Matthäus 4, 4

Nicht an jede Mahlzeit in meinem Leben erinnere ich mich. Aber egal, ob gesunde und weniger gesunde Lebensmittel, zu viel oder zu wenig, in Eile oder in Ruhe verzehrt – alles nährt und formt meinen Körper, ohne dass ich konkret verstehe wie. Ebenso wird meine Seele beeinflusst von dem, was ich meinem Geist zuführe: Nichts lese ich schon so lange und so regelmäßig wie die Bibel. Trotzdem kenne ich nur wenig Bibelverse auswendig; ich kann sie mir einfach nicht merken. Und doch nährt und formt mich Gottes Wort, ohne dass ich konkret verstehe wie: Es lebt – und verändert meine Gedanken und mein Gewissen; es hat Kraft – und stärkt mein Bewusstsein für Gut und Böse; es ist klar – und hilft mir, Wahrheit von Lüge zu unterscheiden. Und das wird bis an mein Lebensende so weitergehen.

„Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwer, und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.“
Hebräer 4, 12

Souverän oder nicht?

„Dein, Herr, ist die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Hoheit. Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist dein. … Reichtum und Ehre kommt von dir, du herrschest über alles. In deiner Hand steht es, jedermann groß und stark zu machen.“
1. Chronik 29, 11+12

Gott ist souverän – das ist beruhigend: Ein Gott, der über ALLEM steht, ist ein fester Halt und bietet unerschütterliche Orientierung.

Gott ist souverän – das ist herausfordernd: Gott entzieht sich unserer Vorstellung, er ist in keiner und passt in keine Box. Er lässt sich nicht instrumentalisieren; keine Erfahrung mit ihm können wir selbst heraufbeschwören. Ich kann auch durch ein noch so Gott-gefälliges Verhalten nicht erzwingen, dass Gott wirkt oder nicht – und schon gar nicht in welcher Weise: „Er tut große Dinge, die nicht zu erforschen, und Wunder, die nicht zu zählen sind.“ (Hiob 9, 10)

Gott ist souverän – und wird Mensch: Durch Jesus, seinen Sohn, kommt er uns nah, steht nicht über ALLEN, sondern ist mitfühlend und barmherzig. 

„Denn wir haben nicht einen Hohepriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.“
Hebräer 4, 15

Es klingt paradox.

Dienst-Herr

Per Mail wünscht mir eine liebe Freundin – als verspäteten Neujahrsgruß – den `spürbaren Segen unseres gemeinsamen Dienstherrn´. Sie ist deutlich älter als ich, wohnt weit entfernt, hat ein vollkommen anderes Lebenskonzept als ich, ist gemeindlich anders sozialisiert … – alles unwichtig: Unser gemeinsamer Freund (und Dienstherr) ist Jesus.

Was für ein altertümliches Wort – Dienstherr! Aber es verbindet auf wundersame Weise, wer Jesus ist: Herr auf der einen Seite; und (andererseits) darin der größte Diener, den wir uns vorstellen können. Wir wollen ihm gern ähnlich sein, aber das ist nicht so leicht: Jesus hat es zwar perfekt vorgemacht; aber wir sind eben nicht wie Jesus. Wir wissen vielleicht von seinen Taten – wie er seinen Jüngern die Füße gewaschen hat – und kennen seine Worte: dass er nicht zum Herrschen, sondern zum Dienen gekommen ist. Aber unserer menschlichen Natur entspricht ein herrschender Geist eher als ein dienender. Insofern verstehe ich diesen Neujahrsgruß auch dahingehend, dass Jesus mich segnet mit dem Wunsch, anderen Gutes zu tun: schön und herausfordernd zugleich.