Ostern

Pünktlich zu Ostern las ich einen Artikel in der Zeitung, in dem es um zwei Wissenschaftler ging und ihre These, dass Jesus wahrscheinlich gar nicht tot war nach der Kreuzigung. Laut dieser These war er wahrscheinlich „nur“ in ein Kohlendioxid-Koma gefallen, die Aufbewahrung in der kühlen Gruft tat ihm dann gut. Daraufhin versteckte er sich ein paar Wochen, um nicht noch nachträglich gefangengenommen und hingerichtet zu werden. Und seine Himmelfahrt machte dann möglich, dass er unter neuer Identität den Rest seines Lebens irgendwo ganz nicht-öffentlich verbringen konnte.

Natürlich ist die These schöner formuliert und begründeter ausgeführt; aber darum geht es jetzt nicht. Ich war erstaunt, was dieser Artikel alles in mir ausgelöst hat:

Anfangs ärgerte ich mich, dass jemand sich auf die Fahnen schreibt, DIE zentrale Wahrheit und Botschaft des Christentums anzuzweifeln und dann auch noch – 2.000 Jahre später – wissenschaftlich zu begründen. Der Autor des daraus hervorgegangenen Buches bezeichnete dieses angeblich selbst als „Schriftchen“ – auch das hat mich geärgert. Schriftchen. Das klingt so harmlos. Dabei sind die Zweifel, die er sät, keineswegs harmlos. Die Verunsicherung, die er stiftet, ist nicht harmlos: Sie kann für Menschen folgenschwer sein, Menschen in eine Krise führen. Solange das Schriftchen behauptet, die Wahrheit zu kennen, und nicht gleichermaßen Offenheit für eigenen Irrtum demonstriert, sind die geäußerten (wissenschaftlich begründeten) Vermutungen eine Herausforderung für jeden ernsthaft an Jesus glaubenden Menschen auf dieser Welt.

Weiter habe ich mich gefragt, ob ich nicht froh sein müsste über derartige Thesen. Ich bin doch auch an Wahrheit interessiert, ich möchte mich dem nicht sperren: Zweifel an etwas zu haben, ist nicht per se schlecht. Meine Wahrheitssuche geht jedoch nicht soweit, dass ich Lust hätte, das Buch zu lesen. Mit dieser Art Zweifeln möchte ich mich nicht auseinandersetzen, da hinein möchte ich meine Energie nicht investieren. Ehrlich gesagt? Interessiert mich nicht. Die historische Glaubwürdigkeit Jesu stellt heutzutage kaum jemand in Frage; ich habe in diesen Fragen nicht den Anspruch, auf dem neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisstand zu sein. Ich bin ein Schaf in der Masse der Gläubigen und überlasse derartige Untersuchungen und ihre Auswertung, Bestätigung oder Widerlegung gern anderen.

Meine abschließenden Gedanken gingen zu Gott selbst. Ich kenne ihn als einen liebenden Vater und einen eifernden Gott, der auch zornig sein kann. Um Menschen, die seinen Namen in den Schmutz ziehen, kümmert er sich selbst. Er will nicht, dass wir verurteilen und richten. Jesus selbst hat uns das vorgelebt. Als Petrus dem Soldaten des Hohepriesters ein Ohr abschlug, weil dieser Jesus verhaften wollte, da heilte Jesus dieses Ohr: „Lasst ab! Nicht weiter!“ (Lukas 22, 51) Oder: „Steck dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?“ (Johannes 18, 11)

Gott hatte schon immer Widersacher. Gott hat seine eigene Art, mit ihnen umzugehen: Für sie – wie auch für mich – hat er seinen Sohn auf diese Welt geschickt, durch die Kreuzigung sterben und nach drei Tagen auferstehen lassen. Das ist Ostern – auch wenn viele Menschen es feiern, ohne die Wahrheit dahinter zu verstehen oder zu glauben.

Fixiert und trotzdem frei

„Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.“
Johannes 8, 36

Jesus ist mein Fundament und derjenige, der meinen Wert bestimmt. Jesus sagt: „Ich liebe dich, ich nehme dich an, ich vergebe dir.“ Darauf stehe ich – aber manchmal nur wackelig. Dann baue ich mir Krücken und suche Bestätigung bei Menschen. Ist ja auch logisch: Wir sind soziale Wesen, die in Gemeinschaften leben und davon, wie wertgeschätzt wir uns in diesen Gemeinschaften fühlen. Wertschätzung ist sehr wichtig für uns – und genau das kann problematisch werden. Es geht nämlich ganz schnell, dass wir der Anerkennung von Menschen mehr Wert zumessen, als ihr tatsächlich zusteht: Wir machen uns abhängig vom Lob anderer, und damit machen wir uns abhängig von ihnen selbst. Von ihren Überzeugungen und ihren Erwartungen an uns. Davon, wie sie ihr Leben gestalten, was sie für richtig oder für ein No-Go halten. Und letztlich auch davon, wie sie in der Lage sind, uns zu lieben, anzunehmen und uns zu vergeben. Kein Mensch kann das so wie Jesus, und so werden wir Menschen enttäuschen, und sie werden uns enttäuschen – und dann kann es eben leicht passieren, dass wir uns verändern wollen, um doch zu gefallen.

Das aber ist eine ganz blöde Idee, denn dabei begeben wir uns in Zwänge und werden unfrei. Wir verbiegen uns, setzen Masken auf, werden unehrlich – und irgendwann mit Sicherheit sehr unglücklich. Es kann einfach nicht funktionieren. Ich habe es selbst versucht und bin krachend gescheitert.

Natürlich können wir nicht völlig unabhängig von unserem Umfeld leben. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass der Kern unserer Persönlichkeit frei sein muss von menschlichen Zwängen. Dennoch geht „frei sein“ nur mit einem Fixpunkt. Ohne diesen sind wir haltlos, orientierungslos und paradoxerweise total unfrei: Wir können uns nicht nach allem, jedem oder gar nichts richten; aber mit großer Sicherheit können wir auch nicht unser eigener Fixpunkt sein. (Das gilt meiner Meinung nach auch für Menschen, die meinen, an nichts und niemanden zu glauben.)

Gut dass Jesus für mich dieser Anker ist: Seine Maßstäbe sind klar, seine Liebe zu mir bedingungslos. An ihm kann ich mich orientieren; seine Vergebung setzt mich frei für ein Leben in dieser Welt und in einem sehr menschlichen Umfeld.

Glückspfennig

Ich bin beim Bauern und kaufe Eier. Mit den Worten „Hier ist Ihr Cent, der bringt Ihnen Glück“, legt die Bäuerin mir das Restgeld vor die Nase. Spontan antworte ich: „Der bringt mir kein Glück“, und schiebe den Cent zurück, „behalten Sie ihn.“ „Na, mit der Einstellung klappt das sicher nicht mit dem Glück“, mischt sich ein anderer Kunde ein. Ich fühle mich ein wenig in Erklärungsnot, meine Reaktion war nicht negativ oder gar böse gemeint. „Ich glaube, dass nur Jesus mir Glück bringt“, antworte ich deshalb – und löse ein leicht betretenes Schweigen aus.

Sollte ich lieber nichts sagen? Ist das nur so ein Spruch mit dem Glückspfennig? Für mich ist es Aberglaube; ich klopfe auch nicht auf Holz und schraube mir kein Hufeisen hinten aufs Auto. Ich könnte einfach mein Wechselgeld nehmen und schweigen, meine Bemerkung sollte nicht verletzen. Aber mein Glück, das kommt nun mal nur von Jesus!

Erwartungsvoll oder vorsichtig beten?

„Und alles, was ihr bittet im Gebet, wenn ihr glaubt, so werdet ihr´s empfangen.“
Matthäus 21, 22

Ist das meine Lebensrealität? Auf den ersten Blick nicht. Lange hat mir dieser Vers Mühe gemacht. Gott erhört nicht alle meine Gebete.

Es gibt Menschen, die beten sehr offensiv, sie proklamieren. Ich bewundere diesen Mut, diese Überzeugung; ich glaube, sie hat eine Berechtigung. Ich persönlich habe davon wenig: Ich durchschaue Gottes Willen zu wenig, mir fehlt diese Klarheit. Es ist für mich zum Beispiel nicht immer „dran“, um Heilung zu beten – sie ist für mich nicht die einzige Lösung einer Krankheit. Außerdem ist meine Erfahrung, dass Gott manchmal eben nicht heilt. Warum? Ich weiß es nicht. Also bete ich um Heilung eher fragend und vorsichtig.

„Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst“, hat Jesus in Gethsemane gebetet. Auch ich schiebe das manchmal hinter meine Anliegen – aber es kommt mir nicht leicht über die Lippen. Es klingt mir zu fatalistisch, zu sehr nach dem Motto: Was auch passiert, es ist in Ordnung. Das spiegelt jedoch nicht immer mein Innerstes wieder. Es ist ein Kampf, den Ausgang Gott zu überlassen. Es war auch für Jesus ein Kampf. Vor dem „wie du willst“ betete er: „Mein Vater, ist´s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber…“ Was denke ich, dass es mir leichter fallen sollte als ihm?

Trotzdem bete ich und rechne mit Gottes Hilfe. Ich bete um Bewahrung, für Versöhnung, um Weisheit und Orientierung – und erwarte, dass Gott antwortet. Wie auch immer. Konkret erwartungsvoll bete ich um die Gewissheit von Gottes Nähe in meinem Leben. Auch diese wird mir nicht immer gleich geschenkt, aber um sie ringe ich. Jesus hat gesagt: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Enden.“ Deshalb rechne ich damit, dass er bei mir ist – in allem, was passiert. Den Rest versuche ich, Gott zu überlassen.

Genug

„Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne.“
1. Korinther 12, 9

Manchmal habe ich den Eindruck, ich genüge nicht. Vor allem wenn ich mich vergleiche, bekomme ich leicht den Eindruck, nicht gut genug zu sein, nicht entschieden genug, nicht konsequent oder stark genug, nicht freundlich oder zugewandt genug. Wahrscheinlich ist der Anspruch, dem ich in solchen Momenten hinterherjage, absolut hausgemacht – letztlich darf niemand über mir aussprechen, dass ich nicht „genüge“.

„Es ist genug“, sagen wir, wenn wir nicht mehr hören, essen oder diskutieren wollen, wenn wir fertig sind mit einer Aufgabe und nicht weiter daran arbeiten wollen. Mehr muss nicht sein, mehr muss nicht gesagt oder gemacht werden. Es geht (immer noch) mehr, aber: Es ist schon ganz gut so, wie es ist.

„Lass dir an meiner Gnade genügen“, das ist nicht „schon ganz gut so“, das ist viel besser. Wir verstehen es nur nicht so leicht; wir brauchen ein Leben lang, um zu lernen, dass wir Gottes Gnade nichts hinzufügen müssen oder können: Sie ist mehr als genug.

Barmherziger Samariter

„Herr, mein Wunsch ist es, dir zu gefallen.
Was ich tue, soll dein Herz berühr´n.
Lass die Liebe, die du gabst, mich neu bewegen,
wie du barmherzig zu sein.“
(Outbreakband, „Dein Herz berühr´n.“)

Bei uns im Gebetsraum in der Gemeinde hängt ein Bild vom Barmherzigen Samariter. Er hält den verletzten Mann im Arm und hilft ihm auf. Ich kenne die Geschichte, ich weiß, dass der Mann aus Samaria der erste (und einzige) war, der dem Verletzten half. Er versorgte seine Wunden, brachte ihn in eine Herberge, bezahlte dort für ihn und versprach, auf dem Rückweg weitere Kosten zu übernehmen.

Der Kern der Geschichte ist, dass gerade der Samariter hilft. Die Samariter hatten mit den Juden damals nicht viel zu schaffen. Oder die Juden nicht mit den Samaritern, wie man´s nimmt. Trotzdem hilft gerade der. Jesus erzählt das, um deutlich zu machen, dass unser Nächster jeder ist, der in Not ist – ob wir ihm gewogen sind oder nicht. Es geht nicht darum, ob der Nächste unsere Hilfe verdient.

Was mir darüber hinaus deutlich wurde: Letztlich motiviert hat den Samariter nicht der in Not geratene Verletzte. Was ihn getrieben hat, war auch nicht die Anerkennung, die er für seine Hilfe bekommen könnte. Wahrscheinlich wurde die Hilfeleistung sowieso von niemandem wahrgenommen. Es geht nicht darum, welchen Lohn wir durch unser Verhalten ernten.

Was ihn letztlich motivierte, war seine Beziehung zu Gott selbst. Ich glaube: Wenn unsere Motivation der Mensch ist oder die explizite Not, werden wir nicht weit kommen. Unsere innerste Natur ist eben nicht barmherzig und selbstlos, sondern auf den eigenen Vorteil bedacht. Erst wenn wir im Herzen verstanden haben und glauben können, dass Gott uns um unser selbst willen liebt – bedingungslos und grenzenlos -, werden wir mit dieser Liebe großzügig umgehen können, ohne Hintergedanken. Es geht darum, dass unsere Motivation Gott selbst ist. Erst dann haben wir bei dem, was wir tun, vor allem unseren Nächsten im Blick und nicht uns selbst.

„Herr, mein Wunsch ist es, dir zu gefallen.
Was ich tue, soll dein Herz berühr´n.
Lass die Liebe, die du gabst, mich neu bewegen,
wie du barmherzig zu sein.“

Blamieren – wie geht das?

„Herr, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. … Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, Herr, nicht schon wüsstest. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen.“
Psalm 139, 1+2, 4-6,

Letztens in einem Theaterstück die Frage: „Wie geht denn blamieren?“ Ja, wie geht das? Ein kleines Kind blamiert sich nicht – zumindest merkt es nichts davon. Blamieren ist ein Erwachsenengeschäft, das in jeder Kultur anders aussieht und sich im Laufe der Zeit verändert. Nehme ich an. Während es vor 30 Jahren noch blamabel war, durch eine Prüfung zu fallen oder verdreckte Klamotten zu tragen, sind es heute andere Dinge, die einer Blamage gleichkommen. Nackt durch die Innenstadt zu laufen zum Beispiel, fällt wohl darunter – oder ist das schon wieder mutig?

Für das gesellschaftliche Blamieren haben sich die Grenzen verschoben in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrzehnten, das ist wohl normal. „Das macht man nicht“, sah früher anders aus als heute. Aber obwohl wir geprägt werden von der sich wandelnden Gesellschaft, in der wir leben: Im Persönlichen bleibt es eine Blamage, wenn jemand das in mir erkennt, was ich verbergen möchte. In demselben Theaterstück sagt die Person etwas später: „Ich will durchschaut werden. Wer dann trotzdem bei mir bleibt, mag mich wirklich.“ Genau. Obwohl Gott ALLES von mir kennt, bleibt er bei mir. (Kleine) Kinder begreifen das besser als Erwachsene.

Jesus sehen

In einem Theaterstück ging es kürzlich darum, wie wir Jesus wahrnehmen können. „Siehst du Jesus jetzt direkt vor dir?“, lautete die Frage, „Ich sehe ihn nicht.“ Die Antwort: „Nicht mit diesen Augen, du musst die anderen nehmen!“

Natürlich fällt mir da die Stelle aus dem „Kleinen Prinzen“ ein, in der es heißt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Jesus ist für die Augen allzuoft unsichtbar – und trotzdem ist er da. Nur mit den anderen Augen nehmen wir ihn wahr.

Welche anderen Augen sind das? Wie kann ich sie nehmen? Manchmal ist das echt schwierig. Da möchte ich Jesus gern sehen in dem Wunsch, den er mir erfüllt, in der Krankheit, die er heilt, in der Veränderung, die ein Mensch erfährt – der sie aus meiner Sicht so nötig hatte. Wahrscheinlicher ist, dass ich Jesus sehe in einer tiefen Zufriedenheit, die mich staunen lässt. Ich kann Jesus erleben in der echten Aussöhnung mit einem Menschen oder wenn ich menschlich versage und mich dennoch geliebt weiß. Jesus ist es auch, der mir inneren Frieden schenkt, wenn eine Krankheit nicht verschwindet oder eine Bewerbung fehlschlägt. Jesus ist wahrnehmbar – nicht in der Veränderung unangenehmer Umstände, sondern mitten in ihnen. Die Augen dafür sind nicht die in meinem Kopf.

Gerührt

Eine unserer Töchter hat mit ihrem (Mädchen-) Chor ein Lied aufgeführt. Das Lied hieß „I will follow him“, ist aus dem Film Sister Act mit Whoopie Goldberg und dreht sich um Jesus: „I will follow him, follow him wherever he may go! There isn´t an ocean too deep, a mountain so high it can keep, keep me away, away from your love.“ (Ich werde ihm folgen, wohin auch immer er geht; kein Ozean ist zu tief, kein Berg zu hoch, nichts kann mich von seiner Liebe trennen.) Das Lied hat Schwung, und die Mädchen haben das großartig und lebendig umgesetzt – zu recht gab´s im Anschluss begeisterten Applaus.

Ich war gerührt. Gerührt davon, mit wieviel Begeisterung, mit wieviel musikalischem Können und persönlichem Mut die Mädchen vor einer voll besetzten Kirche aufgetreten sind. In solchen Momenten bin ich nah am Wasser gebaut – dass meine Tochter da mittendrin ist und mitmacht: Toll.

Es hat mich aber noch etwas anderes zu Tränen gerührt: der Text. Heißt es doch unter anderem: „I love him, where he goes I follow, he´ll always be my true love, from now until forever… „(Ich liebe ihn, wohin er auch geht, ich folge ihm; er wird immer meine wahre Liebe bleiben, von jetzt an und für immer.) Wie gesagt: Es geht in dem Lied um Jesus! Echt fromm, habe ich gedacht. Ich hoffe, meine Tochter singt das bewusst mit und meint die Worte so.

Das Recht für dich, den Frieden für uns

„Suche Frieden und jage ihm nach!“
Psalm 34, 15

Im Nachdenken über die neue Jahreslosung hat mein Pastor einen bedenkenswerten und wahren Satz gesagt:

Wer nachgiebig ist, beharrt nicht auf seinem Recht.

Was ist besser – nachgiebig sein oder auf seinem Recht beharren? Ich finde, es ´steht` einem Menschen besser, wenn er nachgiebig ist. Das Zusammenleben und Streiten mit einem nachgiebigen Menschen ist leichter und angenehmer.

Aber: Wenn es um uns selbst geht, um einen konkreten Fall? Wollen wir dann eher nachgiebig sein oder doch lieber derjenige, der auf seinem Recht beharrt – und als Gewinner aus einer Diskussion hervorgeht?

In der Auseinandersetzung selbst – und wahrscheinlich auch hinterher – fühlt es sich erstmal wie eine Niederlage an, der Nachgiebige zu sein. Auf meiner Haben-Seite steht dann eben nicht „recht gehabt“, dieses Attribut hat der andere sich erstritten. Hier trennen wir uns – der andere und ich – in Gewinner und Verlierer. Als nachgiebiger Mensch kann ich höchstens „den Frieden erhalten“ für mich verbuchen. Dieser Frieden aber verbindet uns – den anderen und mich: Er ist unser gemeinsamer Gewinn. Wie toll ist das denn!