Fixiert und trotzdem frei

„Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.“
Johannes 8, 36

Jesus ist mein Fundament und derjenige, der meinen Wert bestimmt. Jesus sagt: „Ich liebe dich, ich nehme dich an, ich vergebe dir.“ Darauf stehe ich – aber manchmal nur wackelig. Dann baue ich mir Krücken und suche Bestätigung bei Menschen. Ist ja auch logisch: Wir sind soziale Wesen, die in Gemeinschaften leben und davon, wie wertgeschätzt wir uns in diesen Gemeinschaften fühlen. Wertschätzung ist sehr wichtig für uns – und genau das kann problematisch werden. Es geht nämlich ganz schnell, dass wir der Anerkennung von Menschen mehr Wert zumessen, als ihr tatsächlich zusteht: Wir machen uns abhängig vom Lob anderer, und damit machen wir uns abhängig von ihnen selbst. Von ihren Überzeugungen und ihren Erwartungen an uns. Davon, wie sie ihr Leben gestalten, was sie für richtig oder für ein No-Go halten. Und letztlich auch davon, wie sie in der Lage sind, uns zu lieben, anzunehmen und uns zu vergeben. Kein Mensch kann das so wie Jesus, und so werden wir Menschen enttäuschen, und sie werden uns enttäuschen – und dann kann es eben leicht passieren, dass wir uns verändern wollen, um doch zu gefallen.

Das aber ist eine ganz blöde Idee, denn dabei begeben wir uns in Zwänge und werden unfrei. Wir verbiegen uns, setzen Masken auf, werden unehrlich – und irgendwann mit Sicherheit sehr unglücklich. Es kann einfach nicht funktionieren. Ich habe es selbst versucht und bin krachend gescheitert.

Natürlich können wir nicht völlig unabhängig von unserem Umfeld leben. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass der Kern unserer Persönlichkeit frei sein muss von menschlichen Zwängen. Dennoch geht „frei sein“ nur mit einem Fixpunkt. Ohne diesen sind wir haltlos, orientierungslos und paradoxerweise total unfrei: Wir können uns nicht nach allem, jedem oder gar nichts richten; aber mit großer Sicherheit können wir auch nicht unser eigener Fixpunkt sein. (Das gilt meiner Meinung nach auch für Menschen, die meinen, an nichts und niemanden zu glauben.)

Gut dass Jesus für mich dieser Anker ist: Seine Maßstäbe sind klar, seine Liebe zu mir bedingungslos. An ihm kann ich mich orientieren; seine Vergebung setzt mich frei für ein Leben in dieser Welt und in einem sehr menschlichen Umfeld.

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