Demut

„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“
Micha 6, 8

Man kann sich demütigen, gedemütigt werden oder jemanden demütigen. Es hört sich ähnlich an – die Ergebnisse sind jedoch sehr unterschiedlich.

Demütig zu sein, ist eigenes aktives Tun an mir: Von Natur aus sind wir Menschen nicht demütig, sondern stolz und egoistisch und auf uns selbst ausgerichtet. Wenn wir uns demütigen, verzichten wir auf unser Recht, unser Ansehen, unsere Macht – freiwillig.
Für einen demütigen Mensch empfinden wir Hochachtung.

Gedemütigt werde ich durch fremdes aktives Tun an mir: Von allein sind wir nicht gedemütigt, da ist immer jemand anderes im Spiel. Wenn jemand sein Recht über meins stellt, mich vor anderen runterputzt, seine Macht mir gegenüber ausspielt, dann werde ich gedemütigt – unfreiwillig.
Für einen gedemütigten Menschen empfinden wir Mitleid.

Jemanden zu demütigen, ist eigenes aktives Tun an anderen: Die Ursache dafür sind wahrscheinlich Unsicherheit und das unsägliche Bedürfnis, Macht zu demonstrieren – freiwillig.
Für einen Menschen, der andere demütigt, empfinden wir im besten Fall ebenfalls Mitleid, wahrscheinlich aber Verachtung.

Nicht so einfach

Manche Aufgaben im Leben sind nicht so einfach: Kinder gut zu erziehen beispielsweise; uns mit sehr unangenehmen, aber unveränderlichen Umständen zu arrangieren; unseren Stolz aufzugeben und so weiter. Diese „zwischenmenschlichen“ Dinge entziehen sich oft unserer Machbarkeit.

„Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“
Sacharja 4, 6

Damit kann nicht gemeint sein, dass wir die Hände in den Schoß legen sollen und sich alles von allein regeln wird. Die Bibel ist voll von Ratschlägen, „die Zeit auszukaufen“, sich in Sachen Fleiß ein Beispiel an der Ameise zu nehmen, und dass „Glaube ohne Werke tot ist“.

Es geht nicht darum, fatalistisch alles dem Zufall oder Schicksal zu überlassen. Wir sollen uns bemühen, fleißig sein und unsere Gaben und Ressourcen verantwortlich einsetzen.

Es geht darum, wem letztlich mein Vertrauen gehört in allem. LETZTLICH ist es nicht unser Tun, was den Unterschied macht, sondern Gottes Geist.

Selber tun – ja. Und dann vertrauen, loslassen und den Ausgang Gott überlassen. Das ist nicht so einfach.

Was herauskommt

„Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit …“
Galater 5, 22

Dass Gott etwas schaffen kann durch die wiederkehrenden – mir teilweise unwichtig und unbedeutend erscheinenden – Tätigkeiten, aus denen meine Tage bestehen, das ist tröstlich. Das eigentliche Ergebnis – die eigentliche Frucht – ist dabei nicht das, was ich selbst tue, sondern das, was Gott in mir bewirkt. Seien es nun Geduld, Liebe, Güte, Treue, Barmherzigkeit, Selbstbeherrschung oder dergleichen – all das ist mehr wert als alles, was ich sonst erreichen könnte.

Perspektiv-Wechsel

„Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Enden.“
Matthäus 28, 20b

Wenn ich erlebe, dass Gott wirklich immer und in allem dabei ist, ändert sich meine Blickrichtung: „Alle Tage“ mögen schön oder schrecklich sein, sie kommen und gehen. „Gott bei mir“ wird zur Hauptsache, die bleibt.

Weisheit

Laut Wikipedia „bezeichnet Weisheit vorrangig ein tiefgehendes Verständnis von Zusammenhängen in Natur, Leben und Gesellschaft sowie die Fähigkeit, bei Problemen und Herausforderungen die jeweils schlüssigste und sinnvollste Handlungsweise zu identifizieren“. Der Duden sagt, sie wäre eine „auf Lebenserfahrung, Reife (Gelehrsamkeit) und Distanz gegenüber den Dingen beruhende, einsichtsvolle Klugheit“.

Die Bibel sagt: „Die Weisheit aber von oben her ist zuerst lauter, dann friedfertig, gütig, lässt sich etwas sagen, ist reich an Barmherzigkeit und guten Früchten, unparteiisch, ohne Heuchelei.“
Jakobus 3, 17

Wir nennen es Weisheit, dass jemand etwas weiß; Gott nennt es Weisheit, wie jemand damit umgeht, dass er etwas weiß. Uns auf unser Wissen etwas einzubilden, rangiert eindeutig hinter der Bereitschaft, unser Wissen demütig anderen zur Verfügung zu stellen.

Austauschbar oder einzigartig?

Mein Leben besteht aus vielerlei Aufgaben, die ich verschieden gut und unterschiedlich gern bewältige. Weil ich – wie jeder andere auch – Stärken und Schwächen habe, bin ich für manches begabt, in manchen Bereichen dagegen reichlich talentfrei. In der Summe entspricht mein Alltag nicht in vollem Umfang dem, was ich mit meinen Anlagen tun und aus meinem Leben machen könnte. Andererseits beschäftigt mein Alltag mich fast umfänglich.

Ich könnte mich vorrangig ärgern darüber, was ich nicht tun kann, oder mich vorrangig freuen an dem, was ich tun kann. In Wirklichkeit erlebe ich mich mit meinen Empfindungen dazwischen: Ich pendele hin und her von „Mein Alltag ist abwechslungsreich, erfüllend, ausreichend – genau passend für mich“ bis zu „Mein Alltag blockiert die Entfaltung meiner Begabungen – um mich selbst geht es darin gar nicht“.

Ich glaube: Es ist wichtig, dass ich mit ganzem Herzen all das tue, was zu meinem Leben nun mal dazugehört. Weniger wichtig ist, dass ich in meinem Leben genau das tue, was 100-prozentig zu mir passt (obwohl die Gesellschaft uns vorgaukeln will, dass wir einen Anspruch darauf hätten). Fakt ist: Nur selten liegen meine Gaben und Aufgaben absolut deckungsgleich übereinander. Trotzdem bin ich nicht todunglücklich über zu wenig Selbstverwirklichung – häufig bin ich sogar mehr als zufrieden mit dem IST-Zustand. Dies liegt wohl weniger an meiner grundsätzlichen Genügsamkeit als daran, dass Gott mir Genügen schenkt in dem, wie mein Leben verläuft. In meinem Alltag mag ich mich als sehr austauschbar erleben; die darin mögliche Begegnung zwischen Gott und mir ist immer einzigartig.

Meine Hoffnung

Die Bibel ist nicht langweilig und keine leichte Lektüre, wie Eugene H. Peterson sagt: „Worte sind nicht nur Worte – sie transportieren Geist, Bedeutung, Energie und Wahrheit.“ (Eat this Book, E.H. Peterson) Wenn ich mich ihr aussetze und Gottes Geist Raum gebe – vorbehaltlos -, werden meine Worte das hin und wieder auch tun.

Listening may not be the hardest part

Usually it`s difficult for me to experience an audible voice when it comes to God`s talking. On some occasions though I can`t avoid the realisation that God`s ways to contact me – or my soul, for that matter – are as unavoidable and unmistakably clear as any other voice:

I love my husband very much, but still our communication sometimes gets complicated. A while ago some unhealthy and sulking thoughts unfolded itself in my brain: „I don`t want to be the one to take the first step, I don`t see the need to apologize. I`d rather keep my tongue and be quiet.“ And so on and so forth.

At last there came a time when God decided to put a stop to all of that destructive thinking. He let me read an article about a woman who took 1st Corinthians 13 as a role model to love her (in her case: unfaithful) husband: „Love is patient, love is kind. It does not envy, it does not boast, it is not proud. It does not dishonor others, it is not self-seeking, it is not easily angered, it keeps no record of wrongs. … It always protects, always trusts, always hopes, always perseveres. Love never fails.“ (1st Corinthians 13, 4-8) This woman practised all that towards her husband without expecting a special or appropriate response. It changed herself and saved her marriage.

The next day I talked to a friend who – out of the blue – spoke to me about the way husbands and wifes should treat each other: „However, each one of you must also love his wife as he loves himself, and the wife must respect her husband.“ (Ephesians 5, 33) My friend is not married, but for herself she extended this verse onto all of her male contacts: colleagues, neighbours, friends, acquaintances and the like. In doing so she challenged us both to translate those verses into action – towards the men in our lifes.

In the evening of the same day I watched an episode of my favourite series: Elementary. Normally a crime novel, this particular episode included some advice from Joan Watson to Sherlock Holmes concerning his new girl friend. She quoted Shakespeare: „Give to a gracious message a host of tongues, but let ill tidings tell themselves when they be felt.“

Sometimes God is so funny. Not enough to hurl some bible verses into my way, but in the end he uses Shakespeare (I don`t even like him so much that I actually would read his plays) via a rather secular TV series to further stress, what he wants to tell me – not to be overheard by the stubborn, proud, arrogant ME which lives inside this human shell and likes do be seen as gracious, holy, understanding and forgiving but actually is none of those things if it comes to everyday realities …

Now it was (and is!) up to me to actually listen to God`s advice and do something about it – which is actually more difficult than hearing God`s voice in the first place…

Wie die Kinder!

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“
Matthäus 18, 3

Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder… Ein Kind lebt optimalerweise aus der tiefen Gewissheit eines doppelten Bodens; es darf üben und Fehler machen und hat ein bewundernswert bedingungsloses Vertrauen, dass die Eltern es in allem freundlich begleiten. Diese Einstellung Gott gegenüber ist genau das, was Jesus hier meint – glaube ich.

Ich beobachte bei meinen Kindern den allmählichen Übergang vom Kind zum Erwachsensein. Das ist mit Begleiterscheinungen verbunden, die mir als Mutter Mühe machen: Widerrede, nicht enden wollende Diskussionen über immer wieder die gleichen Themen, ein sinkendes Mitteilungsbedürfnis von Seiten der jungen Menschen – und trotzdem weniger Ruhe im Haus. Meine freundliche Begleitung ist bisweilen explizit nicht erwünscht. Aus all dem resultiert ein gewisser Trennungsschmerz.

Andererseits bin ich super stolz auf meinen Nachwuchs. Immer öfter verhalten sie sich so, wie man es von Erwachsenen erwartet: Die Kinder pflegen ihre eigenen Kontakte und Hobbys, sind offen, hilfsbereit, einfühlsam. Sie wägen ab und entscheiden, übernehmen Verantwortung für ihre Aufgaben in Schule und anderswo, bilden sich eine Meinung und vertreten diese – und all das zunehmend souverän und unabhängig. Das macht es mir leicht, sie ziehen zu lassen.

Heute Morgen ging mir auf, wie schwierig es ist, als Erwachsener zu handeln und doch zu sein wie ein Kind. Ich übe das noch und vertraue meinem himmlischen Vater, dass er meine Bemühungen freundlich begleitet.

Sprachlos, aber verständlich

Vor Jahren besuchte ich einen todkranken Menschen im Krankenhaus. Im Vorfeld hatte ich mir die Zeit für Anfahrt und Begegnung freigeschaufelt. Als ich endlich dort war – fehlten mir die Worte. Was bespricht man mit jemandem, der dem Tod ins Auge sieht? Für „wird schon wieder“ war die Lage zu ernst; einem Lebewohl stand die klitzekleine Hoffnung auf Heilung entgegen. Es war schwierig für uns beide; mit seiner Sprachlosigkeit hatte ich gerechnet, auf meine eigene war ich nicht vorbereitet. Als der Mensch in mir schwieg – „flüchtete“ ich mich ins Gebet und wurde beschenkt: mit Worten und Nähe zu Gott und dem Kranken. Wir spürten, dass Gott hört und versteht.

Regelmäßig treffe ich mich zum Gebet mit einer Freundin. Bei unseren Treffen geht es nicht um Fürbitte, es geht uns um Jesus selbst. Wir wollen ihn anbeten und seiner Gegenwart Raum geben in uns. Es läuft nicht immer gleich. Vor ein paar Tagen mitten in diesem Gebet – fehlten mir die Worte. Was sagt mein Verstand im Angesicht eines Gottes, der allmächtig, allwissend, allgegenwärtig ist, sich nahbar gemacht hat durch die Menschwerdung seines Sohnes und trotzdem ein großes Geheimnis bleibt? Als mein Mund schwieg – „redete“ mein Herz. Wir spürten, dass Gott hört und versteht.