Mit Briefen mache ich die Erfahrung: Je mehr ich selbst schreibe, umso seltener bekomme ich eine Antwort. Das ist schade, aber nicht zu ändern. Ich schreibe weiter; und ab und zu fische ich einen Antwort-Brief aus dem Briefkasten. Diesmal ist er von meiner Grundschulfreundin: Überrascht, zufrieden und erwartungsvoll gehe ich ins Wohnzimmer und lese: „Obwohl ich mich nicht oft bei dir melde, denke ich oft an dich.“ Das geht gut los – und in dem Stil wunderbar weiter. Diese meine älteste Freundin berichtet, wie sie die Zeit erlebt. Ich teile ihre Gedanken, fühle mich verstanden und bin dankbar, dass es noch so passt zwischen uns. Wir sehen uns alle paar Jahre, telefonieren gelegentlich und dann sind da diese seltenen Briefe. Da ist wenig Kommunikation, aber viel gemeinsame Sicht: Kein Wunder, dass wir seit unserer Einschulung vor 45 Jahren befreundet sind …