Buchstäblich falsch

In einer Arztpraxis hängt ein Monitor, über den verschiedene Informationen laufen. Unter anderem werden diverse Ausbildungsberufe vorgestellt. Unter anderem kann man Medizinische:r Technolog:in für Radiologie werden. Es ist ein super Beispiel dafür, wohin eine scheinbar bis ins letzte Schriftzeichen individualisierte Anrede führen kann: zu einem unansehnlichen und buchstäblich falschen Buchstabensalat.

Unverhofft

„Wenn ihr mal wieder in der Gegend seid, dann kommt vorbei“, sage ich zum Abschied am Telefon – mehr im Scherz. Wir haben sie lange nicht gesprochen, unsere alten Freunde, geschweige denn gesehen; in `unsere Gegend´ kommen sie höchst selten. Und dann stellt sich heraus, dass wir alle eingeladen sind zu der Geburtstagsfeier einer gemeinsamen Freundin am 1. Juni. In Gedanken zähle ich die Wochen bis dahin: ein Klacks.

Von jetzt auf gleich …

Es ist Samstag; ich habe viel vor: Einkaufen, die Auffahrt vom Unkraut befreien, laufen gehen, den Wohnzimmerfußboden neu ölen, Wäsche, Geburtstags- und andere Briefe schreiben … Nach Kilometer eins beim Laufen fährt es mir in den Rücken; von jetzt auf gleich bin ich ausgebremst und ist meine ambitionierte Planung hinfällig: Ein Hexenschuss zwingt mich zwar nicht in die Knie – aber dafür mit Wärmflasche aufs Sofa. Jede gute Position ist nur von kurzer Dauer; Briefe schreiben geht so nicht. Auch Fußboden und Haushalt verschiebe ich auf einen späteren Zeitpunkt und hoffe – wider besseres Wissen: dass es diesmal ganz schnell wieder gut werden wird.

Es tröstet mich, dass ich genau weiß, dass ganz schnell relativ ist und auch etwas langsamer irgendwann vorbei ist.

Vergesslich, fortgeschrittenes Stadium

`Hab ich vergessen´, denke ich beim Aufwachen und beschließe, an meinem freien Tag ins Büro zu fahren. Besser, ich erledige heute, was ich gestern vergaß, und kann gedanklich einen Haken dran machen. Gedacht, getan.

Als ich im Büro den Rechner hochfahre, stelle ich fest, dass ich gestern schon erledigt habe, was mir heute Morgen als `vergessen´ durch den Kopf schoss. Ich staune und mache gedanklich einen (zweiten?) Haken dran. Hauptsache, ich vergesse den heute Nacht nicht wieder!

Rätselquote

Gut 30 ZEIT-Rätsel habe ich in den letzten Wochen und Monaten gelöst – manche waren schwerer, manche leichter. Letztlich schaffte ich es immer bis zum letzten Buchstaben. Diesmal ist es anders – zwei Worte bleiben rätselhaft. Weder langes Grübeln oder Internetrecherche noch eine Denkpause für mein Hirn bringen den gewünschten Erfolg. Ich werde auf die Lösung warten müssen, und das ist schade! Eine andere Perspektive gefällt mir besser: Alle halbe Jahre mal ein kleiner Rückschlag – das ist eine ziemlich gute Quote!

Langweilig?

Abenteuerlustig, vielseitig, initiativ, umtriebig – all diese Worte klingen (erstmal) positiv. Bei der Arbeit merke ich, dass ich all das nicht bin: Ich hab´s lieber überschaubar, kann mit Routinen gut leben, empfinde Zeitdruck als lähmend, jongliere nicht gern sieben oder acht verschiedene Projekte … Schade? Nö! So bin ich einfach, so gefällt es mir. Glücklicherweise macht es mir nichts (mehr) aus, sollte jemand mich für langweilig halten! 

Luther

Wir schauen einen Film über Martin Luther. Ein Film ist natürlich immer verkürzt und setzt bestimmte Schwerpunkte. Soweit ich es beurteilen kann, passen die Eckdaten. Bruder Martin lebte und wirkte vor 500 Jahren; letztlich wissen wir kaum etwas über ihn – wie er fühlte, warum er was tat, wie er war als Ehemann, Vater, Freund oder Diskussionspartner. Wie schwierig es gewesen sein muss, damals, sich gegen die Kirche aufzurichten und alles zu hinterfragen an Traditionen: Ich kann das nicht fassen. Ein mutiger Mensch war er, dieser Martin Luther, schlau auch und fleißig. Welch kostbaren Schatz hat er uns hinterlassen! Ich staune und bin neu dankbar: für die Bibel auf Deutsch und alles, was dadurch möglich wurde. Für die Betonung von sola gratia, allein durch Gnade – diese unbegreiflich bleibende Zusage, dass mir durch Christus vergeben ist.

Wenn´s nicht läuft

Meine Tochter und ich gehen eine Runde laufen. Wir machen das nicht oft, aber heute passt es uns beiden. Mit gefällt´s: Tempo, Strecke, sogar das Wetter – alles super. Für meine Tochter läuft´s von Anfang an nicht so doll; sie kann selbst nicht genau sagen, warum. Entsprechend ist die Stille zwischen uns angespannt. Ich habe einerseits ein schlechtes Gewissen – schließlich war das gemeinsame Laufen mein Vorschlag. Andererseits hätte sie ablehnen können, ich habe sie nicht gezwungen.

Wenn etwas nicht rund läuft, tendieren wir dazu, jemand anderen verantwortlich zu machen für unsere Misere. Mir geht es jedenfalls so, meiner Tochter vielleicht auch. Dementsprechend meine ich, sowas wie `bad vibrations´ zu spüren, während wir unterwegs sind. Automatisch beziehe ich diese auf mich – und das macht mich fast ein bisschen wütend auf meine Tochter. Aber natürlich ist mein schlechtes Gewissen nicht ihr Problem.

Als wir wieder zu Hause sind, ist eins klar: Heute wäre jeder für sich vielleicht zufriedener durch die (Lauf-)Runde gekommen.

Neue Medien und so

„Social media und ich, wir werden keine Freunde“, wusste eine Freundin von uns schon vor Jahren; ich konnte und kann sie gut verstehen. Auch ich bin lieber analog unterwegs und versuche, mein Smartphone sparsam zu nutzen. Künftig habe ich beruflich mit den sogenannten `Neuen Medien´ zu tun und muss mich entsprechend mit ihnen auseinandersetzen. Ein bisschen Insta verstehen und ein bisschen Facebook, denke ich, das reicht für den Hausgebrauch. Auch meine Tochter versichert mir, dass es schnell geht und leicht ist, irgendetwas zu `posten´. Dermaßen irregeleitet schätze ich, dass Aufwand und Nutzen in einem guten Verhältnis bleiben. Allerdings merke ich noch schneller, dass die neuen Medien vor allem eins sind – unverhältnismäßige Zeitfresser.

Eine Hochrechnung fällt mir ein, von der mein Mann mir berichtet hatte: Eine Stunde social media am Tag, also mehr oder weniger Kleinvieh, macht innerhalb eines Jahres unfassbare 22 16-Stunden-Tage vor dem Bildschirm – (so ein) Mist! Ein überzeugendes Argument dafür, privat weiterhin möglichst altmodisch zu bleiben …

Im Garten – öfter mal was Neues

Jetzt ist es endlich warm genug für eine erste Unkraut-Runde im Garten. Aus der Ferne sieht es wie immer nicht so dramatisch aus wie direkt vor Ort: Selbst ohne Brille kann ich die gelben Blüten des Löwenzahns hier sehr gut von denen der Waldsteinie unterscheiden. Zusätzlich entdecke ich Löwenzahnpflanzen ohne Blüte und einiges andere Kraut. Dennoch arbeite ich mich relativ zügig von vorn nach hinten durch – bis zu einem normalerweise gut gemulchten Beet am Zaun. Zwischen den Eiben wächst entsprechend wenig, aber hinter ihnen ist nahezu flächendeckend ein fieses kleines Unkraut aufgelaufen. Es lässt sich gut rausziehen, das freut mich und gibt mir Oberwasser. „Was willst du denn hier?“, denke ich, „ich kümmere mich schon 25 Jahre erfolgreich um diesen Garten; mit dir werde ich auch fertig.“

Im selben Beet, an der anderen Ecke, sprießen Maiglöckchen. Es sind nur ein paar wenige, aber ihr Anblick lässt meine Zuversicht platzen wie eine Seifenblase: Gegen Maiglöckchen ist kein Kraut gewachsen – und alles Jäten vergebene Liebesmüh. Auch das weiß ich aus 25 Jahren Garten-Erfahrung. In einem normalen Beet lässt sich mit Beharrlichkeit verhindern, dass sie sich unkontrolliert ausbreiten. Zwischen den Wurzeln der Eiben habe ich wahrscheinlich keine Chance. Diesen Kampf werde ich verlieren – wenn ich ihn denn aufnehme. Alternativ könnte ich Maiglöckchen als hierhin gehörend betrachten. Das war so nicht geplant, aber ich gärtnere lieber kreativ und flexibel als standhaft auf verlorenem Posten.