Wortspiel

„Kannst du mich bitte nicht so ungestüm anfassen?“, bitte ich meinen Mann aufgrund meines Hexenschusses. „Ich werde dich vorsichtig (h)an(d)fassen…“ Wir lachen beide: ich leicht gequält…

Kein Verlust

Eines unserer Kaninchen – Lotta – wurde im Sommer langsam blind und in den letzten Wochen zusehends dünner und schlapper. Letzte Woche lag sie tot im Stall; wahrscheinlich starb sie an Altersschwäche. Für uns war ihr Tod kein schwerwiegender Verlust. Unser zweites Kaninchen dagegen, Rudi, tat uns sehr leid: Schon vor einigen Jahren starb seine erste Partnerin – Emma. Damals blieb er längere Zeit allein, das sollte sich nicht wiederholen. Ein anderer Kaninchenhalter in unserer Nähe hatte Platz und Mitgefühl: Jetzt wohnt Rudi dort.

So hart es klingt: Die Kaninchen selbst fehlen uns nicht, auch wenn wir fast acht Jahre lang welche hatten. Von manchem über die Jahre antrainierten Reflex jedoch werde ich mich erst mit der Zeit verabschieden: `Ist Grünzeug für `die Hasen´ da, brauchen wir neues Heu? Muss der Stall saubergemacht werden? Passt das Wetter, so dass die Nager auf die Wiese können?´ Irgendwann werden auch diese Gedanken nicht mehr durch meinen Kopf schießen – und ich werde nichts vermissen. Alles hat seine Zeit.

Heimat

Ich bin mit meinem Ältesten unterwegs. Als wir zurückfahren zu seinem Studentenwohnheim, sagt er, es gehe `nach Hause´ – und ist sich im selben Moment unsicher, ob er das so nennen kann. Ich finde, ja: „Momentan bist du dort zu Hause und bei uns zu Besuch.“ Er schüttelt den Kopf: „Nein, das stimmt nicht; bei euch ist Heimat!“

`Wie schön´, denke ich, `noch ist bei uns seine Heimat!´

Eine ganz normale Familie?

„Wenn die Familie in Ordnung ist, wird der Staat in Ordnung sein; wenn der Staat in Ordnung ist, wird die große Gemeinschaft der Menschen in Frieden leben.“
Konfuzius

Ein Freund von uns lebt seit anderthalb Jahren getrennt; er und seine Frau haben drei kleine Kinder. Die Jüngste ist drei Jahre alt und kann sich wahrscheinlich kaum noch an ein Leben mit Mama UND Papa zu Hause erinnern. `Normal´ ist für sie, dass ein Elternteil zu Hause – und für alles allein zuständig – ist: Beruf, Haushalt, Kindertransporte und -betreuung. Familienleben im klassischen Sinn kennt sie nicht.

Durch meine Oma kenne ich den Spruch: „Liebe Seele, hab Geduld, es haben alle beide Schuld.“ Durch meine Ehe, weiß ich, dass die Aussage stimmt – und dass Kinder NIE die Schuld daran tragen, wenn eine Ehe auseinander bricht. Dennoch sind sie diejenigen, für die eine Trennung den größten Einschnitt bedeutet – sowohl kurzfristig als auch langfristig. Wenn man Konfuzius glauben darf, sind sie nicht die Einzigen.

Der Weg und das Ziel

Es ist gut, ein Ziel zu haben und darauf fokussiert zu sein – darin sind Männer tendenziell besser als Frauen. Ich als Frau (dagegen) empfinde Ziele eher als grobe Richtungsangabe: Sie lassen sich theoretisch klar benennen, werden aber in der Praxis manchmal von realen Umständen `vernebelt´. Der Weg dagegen ist für mich sehr konkret und deutlich mehr als ein zu bewältigendes Hindernis, um das eigentliche Ziel zu erreichen. Meist bin ich viel länger `unterwegs´ als `am Ziel´. Auf dem Weg kann und muss ich flexibel sein; er ist DAS unverzichtbare Mittel zum Zweck. Denn: Vor dem Ziel kommt IMMER der Weg.

Lieber sorglos

Wir können nicht in die Zukunft schauen: Selbst morgen ist heute noch ein großes Geheimnis. Daher rechnen wir meistens ganz vergnügt damit, dass alles gut weiterläuft – und planen Tage, Wochen und manchmal sogar Jahre im voraus. Das ändert sich, wenn wir anfangen, uns auszumalen, was alles passieren KÖNNTE: „Künftige Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.“ (Thomas Campbell in `Lochiel´s Warning´: “Coming events cast their shadows before.” ) Die zu erwartende Tragödie von morgen kann dem heutigen Tag jegliche Leichtigkeit nehmen.

Das ist aber auch schon alles, was wir mit unseren Sorgen erreichen: „Wer von euch vermag mit seinem Sorgen seiner Lebenszeit auch nur eine Elle hinzuzufügen?“ (Lukas 12, 25) Da lasse ich die Sorgen heute lieber los – zumal ich nicht weiß, was morgen geschieht: So konnte mir der Hexenschuss vom Montag nicht am Sonntag schon aufs Gemüt schlagen …