Wunderbare Vielfalt

In unserer Tageszeitung sind zwei Leserbriefe zu den Corona-Maßnahmen im November abgedruckt – sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Der eine Schreiber empfindet diese als zunehmend unerträglich und unschön hinsichtlich der persönlichen Freiheit. Dem anderen reichen die Maßnahmen nicht weit genug: Er fordert deutlich drastischere Einschnitte – nämlich zwei Wochen radikale häusliche Abschottung, medizinische Notversorgung und einen Lieferdienst für Lebensmittel durch Einsatztrupps.

Egal, was ich von beiden Briefen halte: Sie offenbaren den tiefen Graben, den das Virus in unserer Gesellschaft ausgehoben hat. Ich frage mich, wie wir ihn wieder schließen können und dabei trotzdem gut und respektvoll miteinander umgehen. Meinungsvielfalt ist großartig – und anstrengend. Wir müssen sie wahrnehmen, aushalten und für ein gutes Miteinander nutzen. Dabei können wir uns wunderbar ergänzen oder herrlich streiten; der Ton (in der Auseinandersetzung) macht die Musik (des gemeinsamen Kompromisses). Demokratisches Verhalten ist nicht den Politikern vorbehalten. Es fängt nicht erst in Ämtern oder Parlamenten an, sondern direkt in meiner Nachbarschaft.

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