Vom Fasten

Ich friere, bin müde und habe Kopfschmerzen – und das nur, weil ich seit ein paar Stunden auf Nahrung verzichte: Ich bin erstaunt, wie schnell mein Körper auf diesen Entzug reagiert. Mein Mann und eine meiner Töchter fasten auch. Das hilft mir ebenso wie die Tatsache, dass ich mich normal beschäftige und zeitig schlafen gehe. Außerdem denke ich in kurzen Etappen – 36 Stunden würde ich gern schaffen. Der erste Tag fällt mir am schwersten; abends gehe ich mit einer Wärmflasche ins Bett – und schlafe glücklicherweise wie ein Stein. Also entscheide ich mich für weitere zwölf Stunden: „Jetzt bin ich schon so weit, da geht noch mehr.“ Am zweiten Tag lässt der nagende Hunger ein wenig nach, die Kopfschmerzen ebenso; nur die folgende Nacht ist unruhig und nicht erholsam. Tag drei wird dennoch am besten: Ich fühle mich wunderbar, habe keine Kopfschmerzen und kaum Hunger. Gedanklich bin ich hellwach und kann mich gut konzentrieren. Am späten Nachmittag esse ich ein Brot mit Butter und einen Apfel; beides schmeckt besonders. So verwandelt sich eine Anstrengung in eine gute Erfahrung, aus einer Nacht und einem Tag werden schließlich drei Nächte und (knapp) drei Tage. 

Zu fasten ist anstrengend und tut trotzdem gut. Für einen überschaubaren Zeitraum stelle ich fest: Wenn der Körper verzichtet, gewinnt der Geist. 

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