Talent

Eine Freundin erzählt von ihrem Sohn; sie nennt ihn (wiederholt) sehr talentiert. Bei dem Wort horche ich auf. Ich persönlich kenne nur wenige Menschen, die ich (objektiv) für sehr talentiert halte. Zwei Leute fallen mir ein, die mich zum Staunen bringen: Eine Bekannte von mir ist Ärztin und hat einen brillanten Verstand – nicht nur medizinisch: umfangreiches Allgemeinwissen, schnelle Auffassungsgabe, vielfältig interessiert, redegewandt. Der zweite ist ein ehemaliger Mitschüler meines Ältesten, der mühelos einen bemerkenswerten Abiturschnitt erreicht hat, zwei oder drei Instrumente spielt und in allem sehr bescheiden ist. Solche Leute sind selten.

Unsere Kinder würde ich nicht als sehr talentiert bezeichnen. Vielleicht sind sie es, aber ich kann das nicht beurteilen: Schließlich betrachte ich sie (subjektiv) durch meine Mutter-Brille, sehe ihre Stärken und Schwächen und bin grundsätzlich begeistert von ihnen. Ihr Talent spielt dabei keine Rolle.

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