Urlaub in der Heide

Sie blüht nicht mehr die Heide – es macht nichts. Trotzdem gehen wir wandern und genießen Ruhe und Weite bei wunderbarem Herbstwetter: kühl und windig, dabei trocken und sonnig. Anfangs halten wir uns an die beschilderten Wanderwege, später weichen wir davon ab, verlaufen uns aber nur unwesentlich. Das Gebiet ist über 700 Hektar groß; man könnte hier verlorengehen.

Als wir zwei Stunden später wieder an einer Orientierungstafel vorbeikommen, sind wir überrascht, wie klein der Bogen ist, den wir geschlagen haben – und beschließen, dass es reicht. Noch eine halbe Stunde und wir sind wieder beim Auto. Die gut zehn Kilometer sind nicht als Wanderung zu bezeichnen, aber in diese Urlaubswoche passt nichts Größeres. Die restlichen freien Tage füllen wir mit Garten- beziehungsweise Schreibarbeit. Am Ende der Woche wird der Heide-Spaziergang eine der wenigen völlig zweckfreien Beschäftigungen sein. Auch ein Kurz-Urlaub ist toll, finde ich und denke abends sogar, ich hätte Farbe bekommen. Das allerdings erweist sich als Illusion: Meine Tochter sieht nichts!

Egal, ob kurz oder lang (2)

Kurznachrichten, auf die Schnelle abgeschickt, haben Konjunktur. Es ist, als würden wir unbedingt in derselben Zeit mehr unterbringen wollen – und merken nicht, dass etwas auf der Strecke bleibt. Meine (vielleicht steile) These: Wer eilig ist, bleibt oberflächlich.

Andererseits ist `ausführlich´ nicht automatisch tiefgehend. Manche Menschen reden viel, ohne wirklich etwas zu sagen – nicht nur Politiker, die das vielleicht bewusst und aus taktischen Gründen tun.

Wer wirklich etwas weitergeben möchte, muss seine Worte bewusst wählen – ob lang oder kurz ist dann zweitrangig. Aber den wenigsten von uns ist es in die Wiege gelegt, klar und verständlich zu formulieren. Man muss es lernen: am besten schon im Elternhaus. Dietrich Bonhoeffers Vater war seinen Kindern diesbezüglich ein guter Lehrer: „Seine Ablehnung der Phrase hat manchen von uns zu Zeiten einsilbig und unsicher gemacht, aber erreicht, dass wir als Heranwachsende an Schlagwörtern, Geschwätz, Gemeinplätzen und Wortschwall keinen Geschmack mehr fanden …“ Offensichtlich war diese `gute Schule´ kein Spaziergang, sondern mühselig und bisweilen unangenehm. Meine zweite (vielleicht steile) These: Der Weg des geringsten Widerstandes ist nicht unbedingt der, der zum Ziel führt. Oder, wie ein Freund von uns treffend formuliert: Können kommt von üben!

Egal, ob kurz oder lang

`Kurz angebunden´ kommt nicht gut an, und möglichst kurze Nachrichten sind gern mal inhaltsarm; aber wer sich kurzfassen kann, erreicht seine Zuhörer! Wohl dem, der in wenigen Worten sagen kann, worauf es ankommt!

`Langatmig´ kommt nicht gut an, und langweilige Sprachnachrichten sind gern mal nervig; aber wer lebendig erzählen kann, erreicht seine Zuhörer. Wohl dem, der weiß, auf welche Worte es ankommt!

Kurze Zündschnur

Jemand in meinem näheren Umfeld hat eine `kurze Zündschnur´. Bei ihm braucht es nicht viel – und schwups geht er in die Luft. Es lässt sich von außen nichts dagegen tun; beschwichtigende Worte sind zwecklos. Meist ist die Explosion schnell wieder vorüber, aber für einen kurzen Moment bringe ich mich besser in Deckung – und verbitte mir jegliches Schmunzeln.

Zu kurz oder lang genug?

Ich kenne jemanden, der sagt, das Leben sei zu kurz – für schlechte Flachbildschirme, für langsame Autos, nicht gedämpfte Turnschuhe, undichte Regenjacken oder minderwertige Soundanlagen… Manchmal amüsiert mich seine Einstellung, aber sie beeindruckt mich auch: Es ist ihm wichtig, das Leben hier auf dieser Erde zu genießen. Er liebt schöne Dinge; aber er weiß auch, dass diese nicht entscheidend sind. Deshalb pflegt er treu seine Freundschaften, ist ausgesprochen großzügig und zuverlässig, unterstützt und fördert Menschen – selbst wenn sie anderen Überzeugungen frönen, ist ein guter Chef (mit Leitungskompetenz) und einiges mehr.

Ich möchte lernen von seinem Mut, sich intensiv dem zu widmen, was ihm wichtig ist: Mein Leben ist zu kurz für Zurückhaltung. Zwar bin ich jenseits der Lebensmitte, aber das soll mich nicht bremsen. Wie heißt es: Wir bereuen eher, was wir nicht gemacht haben. Also werde ich demnächst Reitstunden nehmen. Erstmal für ein paar Monate – danach sollte ich wissen, ob mein Leben lang genug ist für ein neues Hobby.

Das Leben

Das Leben ist kurz und geht schnell vorüber.

Früher waren wir „jung und unerfahren“; heute sind wir plötzlich „die Älteren mit Lebenserfahrung“. Die Jahre dazwischen verliefen unter dem Motto „Versuch macht klug“. Es wird genauso weitergehen. Das Leben bleibt ein Übungsfeld: schwer plan- und nicht vorhersehbar – es hilft, flexibel zu bleiben.

Jüngere dagegen nehmen uns anders wahr – und halten uns vielleicht sogar für klug. Dabei sind wir nur ein bisschen abgeklärter: Heute können wir besser einschätzen als früher, was geht und was nicht. Wir wissen, was wir können und wollen – und wovon wir lieber die Finger lassen. In uns wichtigen Fragen nehmen wir kein Blatt mehr vor den Mund; über Oberflächliches reden wir ungern. Wir halten das Schweigen aus, denn fürs Drumherumreden ist uns unsere Zeit zu schade.

Das Leben ist kurz und geht schnell vorüber.

Nur kurz …

„´Nur kurz`, schrieb sie und es folgte ein Roman“, bemerkt ein Bekannter zu einem meiner Briefe. Ich fühle mich ertappt: Zwar kann ich mich kurz fassen, aber nicht immer. „Nur kurz“ denke ich, wenn ich voller Energie stecke und wenig Zeit habe. Dann schreibe ich schnell eine Mail oder einen Brief – meist „länger als gedacht“. „Wirklich kurz“ kostet Zeit und Muße. Jedenfalls bei mir.

Das Leben ist kurz

„Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn´s hoch kommt, so sind´s achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.“
Psalm 90, 10

Je länger ich lebe, umso öfter denke ich, wie kurz das Leben ist und wie schnell die Zeit vergeht. Sie vergeht natürlich nicht schneller als früher, es kommt mir nur so vor – das ist mir schon klar. Ich nehme den Zeitverlauf bewusster wahr, weil ich anders beobachte als früher.

Kleine Kinder lernen andauernd etwas: Sie lernen sprechen und laufen, werden trocken, lernen Fahrrad fahren und schwimmen, kommen in den Kindergarten und später in die Schule. Der Alltag mit ihnen ist bestimmt von immer wiederkehrenden Aufgaben – tage-, wochen-, monatelang. Jeder Entwicklungsschritt ist ein willkommener Erfolg: Keine Windeln mehr, keine Brote mehr schmieren usw. Und natürlich verändern kleine Kinder sich optisch und wachsen schnell. Weil ich aber als Mutter kleiner Kinder so eingespannt war, nahm ich diese Veränderungen oft vor allem im Nachhinein wahr – beispielsweise durch das seltene Anschauen von Fotos.

Seit einigen Jahren schon beherrschen alle unsere Kinder weniger meinen gesamten Alltag als vielmehr grundsätzliche Lebensfertigkeiten. Bald werden alle auf dieselbe Schule gehen. Mein Leben ist weniger voll, ich habe mehr Gelegenheit zum Innehalten. Und so registriere ich bewusst, wie meine Kinder älter, größer und reflektierter werden und immer mehr auf meine Augenhöhe kommen.

Ich sehe, wo die vergangenen 15 Jahre geblieben sind – aber nicht nur in den Kindern: Auch meine eigene Belastbarkeit empfand ich früher als gleichförmig stabil und stark. Dem ist seit einigen Jahren nicht mehr so, heute spüre ich eher meinen eigenen körperlichen Verfall. Es stimmt, wenn der Prediger über das Leben sagt „… es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.“ Also will ich im Verfliegen der Zeit die Ruhe bewahren und einzelne Momente, Stunden, Tage und Lebensphasen bewusst erleben, genießen und gestalten. Ich fliege nicht mit, ich halte inne im Jetzt.

Klar und schön

Ich mag es, wenn Menschen sich gut ausdrücken, wenn etwas schön klingt. Ich mag klar gewählte Worte. Damit meine ich keine besonderes intelligente Sprache: Klar kann einfach und darf nicht kompliziert sein, meist auch kurz. Ich möchte verstehen, was gesagt oder geschrieben wird, ohne lange darüber nachdenken oder ein Fremdwörterbuch zu Hilfe nehmen zu müssen.

„Gönn dir“, schallt es manchmal durch unser Haus. Das ist kurz und klar, aber schön finde ich es nicht. „Mach mal kein Auge“, ist auch kurz, aber weder schön noch leicht verständlich. Aus „echt krass“ sind wir rausgewachsen. Mal sehen, was sonst noch so kommt an „klar, aber nicht schön“.

Kurznachrichten-Krüppel

Ich habe SMS nicht richtig verstanden. Meine Kurznachrichten werden immer wieder mal alles andere als kurz. Mein Sohn dagegen treibt Kurznachrichten auf die Spitze: Er reiht ein paar Anfangsbuchstaben aneinander. Die kann der Empfänger nur verstehen, wenn er einen gewissen Auflösungscode verinnerlicht hat. Manches wie U2 kennt man ja schon, anderes ist mir total schleierhaft und ehrlich gesagt anstrengender zu lesen und zu schreiben als normale Sätze. Ob sich diese Abkürzungen irgendwann wieder überlebt haben werden und vergehen wie eine unpraktische oder kurzlebige Mode? Ich sitze das mal aus – und nerve meine SMS-Empfänger weiter mit ganzen Sätzen.