Egal, ob kurz oder lang (2)

Kurznachrichten, auf die Schnelle abgeschickt, haben Konjunktur. Es ist, als würden wir unbedingt in derselben Zeit mehr unterbringen wollen – und merken nicht, dass etwas auf der Strecke bleibt. Meine (vielleicht steile) These: Wer eilig ist, bleibt oberflächlich.

Andererseits ist `ausführlich´ nicht automatisch tiefgehend. Manche Menschen reden viel, ohne wirklich etwas zu sagen – nicht nur Politiker, die das vielleicht bewusst und aus taktischen Gründen tun.

Wer wirklich etwas weitergeben möchte, muss seine Worte bewusst wählen – ob lang oder kurz ist dann zweitrangig. Aber den wenigsten von uns ist es in die Wiege gelegt, klar und verständlich zu formulieren. Man muss es lernen: am besten schon im Elternhaus. Dietrich Bonhoeffers Vater war seinen Kindern diesbezüglich ein guter Lehrer: „Seine Ablehnung der Phrase hat manchen von uns zu Zeiten einsilbig und unsicher gemacht, aber erreicht, dass wir als Heranwachsende an Schlagwörtern, Geschwätz, Gemeinplätzen und Wortschwall keinen Geschmack mehr fanden …“ Offensichtlich war diese `gute Schule´ kein Spaziergang, sondern mühselig und bisweilen unangenehm. Meine zweite (vielleicht steile) These: Der Weg des geringsten Widerstandes ist nicht unbedingt der, der zum Ziel führt. Oder, wie ein Freund von uns treffend formuliert: Können kommt von üben!

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