Die Post ist heute geschlossen; glücklicherweise kann ich im Vorraum trotzdem Geld abheben. Eine Frau tritt ein und bleibt erwartungsvoll vor der Tür stehen. „Es ist heute geschlossen“, sage ich. Die Frau schaut mich verständnislos an. „Nix verstehen“, sagt sie – ehrlich. „Heute“, versuche ich es wieder und zeige mit meinen beiden Zeigefingern nach unten, als wäre das Hier und Jetzt genau da, wo ich stehe. Sie schaut mich weiter ratlos an. Also krame ich Zettel und Stift hervor und notiere das heutige Datum: „13.3. … heute … geschlossen“, erkläre ich und beschränke mich auf die Kernaussagen. Sie schaut auf ihre Uhr, nickt und geht. „13.3., das ist heute“, rufe ich ihr noch hinterher. Wahrscheinlich ist auch das vergebens; die Frau reagiert überhaupt nicht.
Auf dem Nachhauseweg denke ich, dass ich vom Datum hätte sprechen sollen: Gestern war der 12.3. und morgen wird der 14.3. sein. Vielleicht hätte sie mein heute dann verstanden. Wahrscheinlich erfordert Deutsch für Ausländer mehr Struktur und Zeit; vielleicht sind Begriffe wie gestern, heute und morgen viel zu abstrakt für den Einstieg. Mein Trost: Dass die Post geschlossen war, hat die Frau verstanden. Ob sie morgen damit rechnet, dass das nur für heute, äh, dann gestern, galt – ich weiß es nicht.