Privilegiert

„Meine privilegierte Lage ist mir bewusst, ich lebe allein und darf von zu Hause aus arbeiten“, lese ich in einem Artikel. Ein Mann beschreibt seine Situation während der Pandemie; aber eigentlich geht es um die Zeit danach und den Umgang mit Ängsten: Nach zwei Jahren selbstgewählter Isolation fürchtet sich dieser Mann vor persönlichen Kontakten. Also lässt er sich beraten und tastet sich langsam wieder heran an das `normale´ Leben außerhalb seiner Ein-Mann-Blase.

Ich merke, dass ich solcherart Ängste nur schwer nachvollziehen kann – aber natürlich tut der Mann mir leid. Was mich aber gedanklich stolpern lässt, ist sein Verständnis von `privilegiert´. Allein zu leben und weder für die Arbeit noch in anderer Mission aus dem Haus zu kommen – in meinen Augen ist das eine Strafe. Als Privileg erlebe ich stattdessen: Ich teile meinen Alltag mit Menschen und pflege darüber hinaus weitere persönliche Kontakte. Genau das hat mir während der Pandemie gut getan – und eine eventuelle Angst vor dem `normalen´ Leben im Keim erstickt.

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