Wie geht es dir?

Eine kurdische Frau in der Nachbarschaft grüßt immer freundlich und erkundigt sich im Vorbeifahren immer nach meiner Familie: „Wie geht es dir und den Kindern?“, ruft sie mir fast immer hinterher; aber so `richtig´ haben wir noch nie miteinander geredet. Seit einigen Monaten sieht sie krank aus. Oft trägt sie ein enges Tuch um den Kopf und ist langsam und mit Rollator unterwegs. Ich bin unsicher, ob ich sie ansprechen soll – und tue es irgendwann doch. Wie es ihr gehe, frage ich, und erfahre, dass sie Magenkrebs hat(te), inklusive Chemotherapie: „Seit viereinhalb Monaten kann ich nicht richtig essen“, sagt sie. Daher werde sie künstlich ernährt und fühle sich kraftlos – kein Wunder. Wir reden ein paar Minuten, dann zieht sie weiter. Zum Abschied erkundigt sie sich – natürlich – nach den Kindern und schiebt hinterher: „Danke, dass du gefragt hast!“ Ich schäme mich, dass ich das nicht schon viel früher getan habe.

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