Lieblingsthema meines jüngsten Sohnes: Automarken, Modell-Namen und zahlreiche aneinandergereihte Buchstaben wie S-, G- oder E-Klasse, GLE bei Mercedes, A1 bis A8, BMW X3 bis X5, mittlerweile gibt es von BMW auch noch irgendwas mit M oder 540 D und was weiß ich noch. Früher hießen die Fahrzeuge noch VW Jetta, Passat oder Golf, Renault Twingo, Citroen Picasso, 3er BMW und gut. Vielleicht noch Ente, Bulli oder Käfer – und in meinem Teil Deutschlands Trabant, Lada, Wartburg oder Skoda. Das war schnörkellos, und man kam ohne weitere (Buchstaben-)Zusätze aus. Die meisten damals gebräuchlichen Automarken konnte ich mir merken, aber die Buchstaben heutzutage werfe ich regelmäßig durcheinander. Nicht so unser Junior: Er erkennt den konkreten Autotyp im Vorbeifahren (mit allen Extra-Buchstaben); für mich muss die Modellbezeichnung deutlich sichtbar hinten drauf stehen. Wenn nicht? Unterscheide ich weiterhin nach Farben…
Pferde
Einer unserer Nachbarn ist in der Pferdebranche tätig. Zu einer jährlich stattfindenden Pferdeshow bekamen wir von ihm spontan ein paar Freikarten geschenkt – der Nachbar kennt die Leidenschaft einer meiner Töchter.
Abgesehen davon, dass es in den zwei Stunden wolkenverhangen war und unablässig nieselte, hatten wir einen tollen Nachmittag. Pferde vor Kutschen, Pferde mit Hunden, Pferde allein oder in Gruppen, würdevoll trabend oder mit donnernden Hufen an uns vorbei galoppierend – uns wurde ein abwechslungsreiches und beeindruckendes Programm geboten.
Ich bin nicht so pferdebegeistert wie meine Tochter, aber auch ich habe mich erfreut an dem sichtbar guten Zusammenspiel von Mensch und Tier, an den „edlen Rössern“ und der manchmal gedrosselten, manchmal losgelassenen Kraft dieser Geschöpfe – immer begleitet und gelenkt von Menschen, denen die Pferde wirklich am Herzen liegen. Wie viel Zeit steckt dahinter, wie viel Arbeit, wie viel Geduld und Hingabe!
Ein Gedanke durchzuckte mich: Das ist ein Kulturgut – wie Kunst, wie Malerei oder Musik. Denn es geht nicht um Nutztiere, um Fleisch, Leder oder Fell; es geht dabei um schöne Pferde, geeignet für die Zucht von schönen Pferden mit guten Anlagen – für Dressur oder Springreiten. Wie schön, in einem Land zu leben, dass sich so etwas leisten kann.
Unablässig
Unablässig, ununterbrochen, unentwegt, fortwährend, pausenlos, beständig, unausgesetzt, ohne Unterlass…
Diese Worte beschreiben das Redebedürfnis eines meiner Kinder sehr treffend. Jeder Gedanke wird artikuliert, jeder Anblick kommentiert, jede aufkommende Frage formuliert.
Es gibt Tage, an denen ich damit gut umgehen kann und mich sogar freue über das Mitteilungsbedürfnis, die Wissbegier und die Unmenge an Information, die in diesem jungen Hirn schon Platz hat. Es gibt andere Tage, an denen ich weniger auf Empfang stehe, als nötig wäre, um erfreut auf den ununterbrochenen Redestrom meines Kindes zu reagieren. Heute ist ein Tag, an dem ich unablässig üben kann, geduldig und freundlich zu bleiben.
Plötzlich
Es gibt Zeiten, da läuft alles – solange nichts Unvorhersehbares geschieht – gleichförmig und stetig. Ob besonders schnell oder langsam sei dahingestellt. Und dann gibt es Phasen, da nimmt das Leben irgendwie Fahrt auf: Plötzlich (???) fängt die Schule wieder an, es fehlen diverse Hefte und Blöcke. Für mehrere Kinder startet zeitgleich die neue Fußballsaison mit den dazugehörigen Fahrten. Und dann kommt der Jüngste auch noch auf die weiterführende Schule. Die „Einschulung“ ist feierlich. Diesmal geht keine Jogginghose zu seinem weißen Hemd. Leider hat er nicht eine ordentliche Hose in seiner Größe im Schrank, alle haben entweder Löcher oder Flicken. Schließlich finden wir doch eine; die ist zwar ein bisschen zu lang und hat einen kleinen Fleck, aber was soll`s. Heute gibt es keine Alternative. Morgen fahren wir Hosen kaufen!
Rente
Eine Freundin von mir freut sich auf ihre Rente. Nach ihrem Urlaub diesen Sommer dachte sie: „So könnte es jetzt weitergehen, ich wüsste auch als Rentnerin etwas anzufangen mit meiner Zeit.“ Leider – oder glücklicherweise – ist sie noch nicht so alt, aber eben auch noch nicht alt genug, als dass sie schon jetzt mit nennenswerten Rentenbezügen zu Hause bleiben könnte.
Eine andere Freundin ließ sich in dem Zusammenhang zu der Bemerkung hinreißen: „Für Mütter gibt es keine Rente.“ Ich dachte zunächst nur an die Arbeit und schüttelte im ersten Moment den Kopf, denn die Aufgabenfülle mit heranwachsenden Kindern wird für Mütter ja doch weniger. Andererseits stimmt es, dass die Berufung als Mutter nie ganz aufhört – und nicht klar ist, wie nennenswert die Bezüge sind, wenn man dann doch irgendwann „in Rente“ geht.
Von außen betrachtet
Während des Studiums hatte ich nebenbei einen Job im Garten- und Landschaftsbau, um finanziell ein bisschen flüssiger zu sein. Unter anderem brauchte ich eine wettertaugliche Jacke, weil ich ALLE Wege mit dem Rad zurücklegte, sechs Kilometer von der Uni entfernt auf dem Land lebte und es auch in den 90ern schon unvorhersehbar regnen (und in Bayern auch schneien) konnte.
Damals kamen gerade Doppeljacken in Mode: Außen Goretex, innen Fleece – zusammen oder einzeln tragbar, je nach Temperatur. Sehr praktisch. Die Teile waren unverschämt teuer, versprachen aber – von schlechter Witterung unbeeinträchtigt – gut durch die Lande zu kommen. Auch ich erwarb also vor 25 Jahren solch ein gutes Stück.
Mittlerweile lebt von der Jacke nur noch das Innenteil – Kategorie: „darf schmutzig werden“ – und hängt seit einigen Jahren auf Abruf im Keller. Heute hatte mein Ältester Bedarf – und passte ziemlich gut rein. Mein Sohn ist 20 Zentimeter größer als ich, erheblich breiter und hat entsprechend auch längere Arme. Das Herauskramen eines alten Fotos bestätigt: Die Jacke war schon immer zu groß; ich hab`s nur erst gemerkt, als ich sie von außen betrachtet habe.
Auch in anderen Fragen kann ein Perspektiv-Wechsel die Augen für sonst verborgene Tatsachen öffnen…
Trockener Sommer
Letztens las ich von einem Bauern, der in diesem sehr trockenen Sommer sein Getreide den Kartoffeln geopfert hat. Beides konnte er nicht bewässern; er hat sich für die Kartoffeln entschieden. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass er nicht wollte (zu hoher Wasserverbrauch) oder nicht konnte (eine logistische Frage der zur Verfügung stehenden Sprenger und Generatoren in einem landwirtschaftlichen Betrieb). Auf jeden Fall fand ich es interessant, dass eben nicht alles möglich gemacht werden kann in der Landwirtschaft – und wenn wir hundertmal im 21. Jahrhundert leben.
Auf meiner Spazier- und Laufrunde komme ich regelmäßig an den Feldern eines anderen Bauern vorbei. Auch er bewässert seine Flächen, wenn nötig: im Frühsommer das Getreide, später die Kartoffeln. Gehe oder laufe ich weiter, passiere ich irgendwann das Grundstück einer asiatisch aussehenden Familie, die eine asiatische Variante von Vorgarten kultiviert: Zwei oder drei kurze Reihen Mais, Grünkohl, diverse andere Gemüsesorten, alles auf kleinstem Raum und von jedem ein bisschen – jeder Quadratmeter ist genutzt. Es sieht ertragreich und üppig aus, denn auch hier läuft oft ein Sprenger. Bei uns in der Gegend hat fast jeder einen eigenen Brunnen.
Und dann gibt es da noch den Menschen in der Nachbarschaft, der in seinem Garten das Putten üben will und deshalb den halben Garten in die Grünfläche um das Loch eines Golfplatzes umgestaltet hat. Auch er bewässert – so ein Golf-Rasen muss grün, dicht, frisch und was weiß ich noch sein.
Unlängst ging durch die Presse die Diskussion, dass in besonders trockenen Sommern den Landwirten das Bewässern ihrer Flächen limitiert werden sollte. Der Grund ist der Grundwasserspiegel, der nicht zu sehr absinken soll. Ich denke an den Bauern mit seiner Prioritätenliste – Kartoffeln vor Getreide – und habe meine ganz eigene im Kopf. Für mich käme der Landwirt immer zuerst…
Vor dem „Abflug“
Es ist Freitag. Wir wollen später noch übers Wochenende wegfahren. Alle packen selbständig, wir brauchen nicht viel und haben Zeit. Die Ruhe, in der dies geschieht, ist bestechend. Etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt ändert sich die Atmosphäre:
Kind 1: „Gibt`s noch was zum Essen?“
Kind 2: „Ich habe dir eine Mail geschickt, da musst du was ausdrucken und unterschreiben.“
Kind 3: „Ich brauche einen neuen Füller.“
Kind 2: „Wir müssen am Sonntag unbedingt um 13 Uhr wieder hier sein, schaffen wir das?“
Kind 4: „Können wir die neue Federmappe für mich jetzt besorgen?“
Kind 2: „Hast du meine Trainingssachen gewaschen? Wo ist meine Jogginghose?“
Kind 4: „Kann ich schon ins Auto gehen? Wie lange fahren wir?“
Kind 5: „Kann ich die Melone aufschneiden?“
Kind 4: „Wo ist Papa?“
Kind 3: „Wann fahren wir los?“
Kind 4: „Wer fährt?“
Kind 2: „Was heißt, wir müssen „schicke“ Sachen mitnehmen?“
Ich freue mich auf den Moment, wenn wir losfahren – egal, ob wir etwas vergessen oder nicht.
Mal so, mal anders, dann wieder so
Moden kommen und gehen. Wir wissen das, und dennoch erscheinen uns manche Auswüchse von „in“ als noch nie dagewesen, modern, ungewöhnlich schräg oder ähnliches. Oder mir als Mutter auch nur als „nun ja, nicht ganz mein Fall“… In unserer Kleinstadt beispielsweise ist derzeit unter den männlichen Jugendlichen eine bestimmte Haarmode total angesagt – Seiten auf Null mit Übergang. Über Geschmack kann man streiten; aber die bloße Tatsache, dass fast alle so rumlaufen, löst bei mir eine gewisse Pauschal-Skepsis aus. Vor einigen Jahren noch hatten die männlichen Teenager längere Haare, die sie zu dauerndem Aus-dem-Gesicht-Schütteln veranlassten. Das damit verbundene leicht Wilde und Ungebändigte wurde nun abgelöst von einem ganz und gar exakten Haarschnitt, der immer sitzt und spätestens nach zwei oder drei Wochen des Nachschneidens bedarf. Schade. Es gefällt den Jungen besser – mir nicht. Ich warte auf die nächste Mode-Tendenz und hoffe auf etwas mehr „wuschelig“.
Gestern blätterten wir in einer alten Familienchronik unserer Familie. Die Fotos der zahlreichen Großonkel meiner Söhne brachten letztere zu Ausrufen des Staunens: „Die hatten alle die Seiten auf Null!“ Stimmt, es war alles schon mal da. In den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts trugen männliche Jugendliche die Haare sehr exakt geschnitten. War alles schon mal da, geht alles wieder vorbei, nichts ist so vergänglich wie der letzte Schrei in Sachen Mode. Nächstens könnten Rastalocken oder lange Zöpfe „in“ sein oder sogar Frisuren, die gar keine sind. Ich kann mich entspannen…
Faszinierend
Eine Freundin von mir hat ein paar Mäuse in zwei Terrarien. Sie sind klein und sehen putzig aus. Entweder sind die Mäuse in Bewegung oder sie liegen schlapp herum – ruhige bedächtige Bewegungen sind nicht ihr Ding. Wenn man es von außen und als Mensch beurteilen kann, wirken sie höchst zufrieden. Es sind wirklich interessante Tierchen – sie zu beobachten, macht sogar mir Spaß, obwohl ich kein erklärter Kleintier- oder Haustier-Fan bin. Mir ist aufgefallen: Sie können absolut mühelos auf zwei Beinen stehen. Sie laufen und rennen auf allen vieren und können natürlich besser buddeln, als hätten sie nur zwei Pfoten. Aber sie können eben auch total gut auf zwei Beinen stehen und ganz plötzlich in einer Bewegung verharren. Egal, wie weit ihr Oberkörper nach vorn geneigt ist – sie stehen auf ihren Hinterbeinen sehr stabil. (Auch die kleinen Mäusebabys machen das, sie müssen es offenbar gar nicht üben.)
Ihre längeren Hinterpfoten bieten sicherlich eine hilfreiche Auflagefläche. Wahrscheinlich wiegen sie nicht viel, dennoch verändert sich doch auch bei Mäusen der Schwerpunkt, wenn sie sich vornüber beugen. DENNOCH: Wie sie einfach so still stehen und schauen und sich dann – ganz kontrolliert und ruhig – auf alle viere runterlassen (und losrennen, nur um sich im nächsten Moment wieder aufzurichten und still inne zu halten), das fasziniert mich. Gott meinte wohl, sie könnten diese Fähigkeit gut brauchen – und schwups hat er sie damit ausgestattet. Es wirkt wie der Sieg der Mäuse über die Schwerkraft…