Es ist Ostern, und bei uns findet sich kein einziges buntes Ei: Ich habe die Dekoration dieses Jahr im Keller gelassen und werde die Schoko-Eier meines Lieblings-Schokoladen-Fabrikanten erst nächste Woche kaufen. Dafür habe ich diese Woche viel über „Ostern“ nachgedacht und in der Bibel gelesen:
Jesaja schreibt über Jesus, den Sohn Gottes: „Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.“ (Jesaja 53, 3) SOLCHER Verachtung bin ich noch nie begegnet; ich kann sie mir nicht wirklich vorstellen. Sie ist eine schreckliche Perspektive – und wird auch für Jesus nur annehmbar mit einem Ziel: „Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jesaja 53, 5)
Jesus wusste, was ihn erwartete – verlassen zu werden von Menschen und Gott. Trotzdem entschied er sich freiwillig dafür: „Abba, mein Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!“ (Markus 14, 36) Wie leicht wir das lesen – als hätten wir Erfahrung mit „Kelchen“, die jemand „von uns nehmen“ möge: Für uns hieße das, nicht in die „falsche“ Mannschaft gewählt zu werden, auf einem Fest einen anstrengenden Gesprächspartner schnell wieder loszuwerden oder um die Aufgabe herumzukommen, die – nicht umsonst – niemand übernehmen will. Die Wahrheit ist: Wir haben keine Ahnung von Kelchen!
Jesus sagte also Ja – und schon ging es los: Im Moment der Anklage nahmen die Jünger Abstand: „Da verließen ihn alle und flohen.“ (Markus 14, 50)
Bei der Kreuzigung war Jesus vollkommen allein: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ (Markus 15, 34b)
Und erst während seines Todes wurde Jesus als der erkannt, der er wirklich war: „Der Hauptmann aber, der dabeistand, ihm gegenüber, und sah, dass er so verschied, sprach: `Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen.´“ (Markus 15, 39b)
Ist damit alles zu Ende? Nein: Jesus blieb weder tot noch im Grab: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden.“ (Lukas 24, 5+6) Deshalb können wir noch heute Jesus nah sein – wenn auch anders als unmittelbar körperlich: „Es ist noch eine kleine Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ (Johannes 14, 19)
Es ist Ostern, und bei uns findet sich kein einziges buntes Ei. Stattdessen „sehe“ ich Jesus und freue mich darüber, dass er lebt.