Ohne Ziel zum Ziel

Männer sind zielgerichteter als Frauen. Mir zumindest fällt es schwer, vorher zu wissen, wo ich hin will – und trotzdem komme ich meist genau da an, wo ich hinwollte. Das gilt für meine groben Lebenswege ebenso wie für meinen Alltag: Ich habe ein Zimmer in unserem Haus, in dem mein Schreibtisch steht. Es ist ein Durchgangsraum. Dort steht auch der Kinder-Computer und ein Drucker; allerdings benutzt diesen nur noch das jüngste Kind regelmäßig.

Seit Jahren ist dieses Zimmer auch eine Sammelstelle: Hier lagern Fotoalben, Zeichnungen und hingekritzelte Notizen der Kinder, die ich nicht wegwerfen kann. (Was beschreibt schließlich besser, wie wütend Kinder manchmal auf ihre Eltern sind, als ein abgerissener Zettel mit den Worten: „Und morgen wird nicht alles wieder in Ordnung sein!“)

Seit Jahren herrscht in diesem Zimmer daher auch ein gewisses Chaos: Schließlich ist es nicht nur Arbeits-, sondern auch Lebensraum. Schon eine Weile wollte ich hier mehr Platz für mich haben – wusste aber nicht genau, wie. Ich brauchte Hilfe und fragte meinen Mann. Er arbeitet gern zielorientiert, ließ sich aber trotzdem auf mein diesbezüglich unklares Projekt ein. Wir räumten ab, zogen sämtliche Stecker, bewegten Möbel … Währenddessen blieb ich unsicher, wo wir enden würden; aber gleichzeitig entstand eine wunderbare neue Anordnung. Mit dem Endergebnis bin ich hoch zufrieden: Ich habe jetzt das, was ich haben wollte, auch wenn ich es vorher nicht wusste.

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