Ein Freund meines Sohnes hat zu seinem 18. Geburtstag ein nagelneues Auto geschenkt bekommen. Damit kann er jetzt zur Schule fahren, wenn es zu kalt ist oder nieselt und auch, wenn er einfach nur keine Lust zum Radfahren hat. Mein Sohn findet das großartig, in mir löst dieses Geschenk eine gewisse Resignation aus und ich sage: „Da können wir nicht mithalten.“ „Stimmt nicht“, sagt mein Sohn, „da wollt ihr nicht mithalten, ihr könntet schon.“
Wahrscheinlich hat er recht: Wir könnten ihm ein Auto kaufen; aber stattdessen legen wir Geld zurück für seine Ausbildung und die seiner vier Geschwister. Auch wenn wir das Geld dafür nicht bräuchten, würden wir es nicht in ein Sohn-Auto stecken. Wir finden, dass ein 18-Jähriger, der zu Hause wohnt und in die Schule geht, kein Auto braucht und dass ein derartiges Geschenk eher „gut gemeint“ ist als „gut“.
So wird das schwierig mit Klima und Nachhaltigkeit, mit einem bewussten Umgang mit Ressourcen oder einem geringeren CO2-Ausstoß. Abgesehen davon zählt ein Auto in meinen Augen nicht zur klügsten Investition anlässlich der Volljährigkeit: Ist nicht auch Verzicht wichtig und die Erfahrung, dass ich mich für Träume anstrengen muss? Worauf freue ich mich noch, wenn das Besondere immer selbstverständlicher wird? Wenn ich mit diesen Argumenten komme, schüttelt mein Sohn jedoch den Kopf. Er will nicht verantwortlich sein für die gesamte Klima-Misere und auch nicht an den Werten seiner Eltern gemessen werden. Es handelt sich „nur um ein neues Auto“ – und wir nutzen das Teil gleich wieder zum Belehren, Erziehen und zur Charakterbildung.