Nicht so einfach

Mein Lieblingsbrot beim Bäcker kostet mittlerweile 4,70 Euro – pro 750 Gramm. Ich kann mich noch gut an die 3,85 Euro erinnern, die es vor anderthalb Jahren kostete. Weil ich mich über den Preis wundere – und das Brot nur noch sehr selten kaufe, hebt die Verkäuferin entschuldigend die Schultern. „Ich gebe ja niemandem die Schuld“, beruhige ich sie. „Doch, dem Herrn Putin, dem haben wir das alles zu verdanken“, entgegnet sie prompt. Ist es wirklich so einfach? Putin ist Schuld an allem, was in unserem Land gerade geschieht – gerade so, als gäbe es nur eine mögliche Reaktion auf den Krieg in der Ukraine? Ich weiß nicht: Auch mit dem Corona-Virus gehen Länder und Menschen unterschiedlich um. Dass sich Menschen am Maskengeschäft bereichert haben, können wir zum Beispiel nicht dem Virus selbst in die Schuhe schieben.

Fakt ist, dass der Bäcker den Preis erhöht, weil die Inhaltsstoffe immer teurer werden. Diese Verteuerung hat ebenso komplexe Ursachen wie der Anstieg der Energiekosten, um die Zutaten zu Brot zu verarbeiten. Dass Menschen in Deutschland sich ein Brot für 4,70 Euro nicht leisten können (oder noch nie leisten konnten), ist kein ganz neues Problem. Ich möchte Putin nicht ent-schuldigen; er lädt erhebliche Schuld auf sich. Der Krieg in der Ukraine ist schrecklich und und verändert die Welt beträchtlich. Aber er ist nicht die einzige Ursache für einen unvermeidlichen Brotpreis von 4,70 Euro. So einfach ist das nicht.

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