Tausche Gebet gegen Säbelrasseln?

Die Dänen wollen einen Feiertag abschaffen, um mehr Geld ins Militär stecken zu können. Soweit so gut: Wenn der Staat dringend Geld braucht, muss das Volk mehr arbeiten. Dass nun unbedingt der `Große Gebetstag´ gestrichen werden soll, klingt für mich – jedenfalls ein bisschen – zynisch. Wobei ich gar nicht weiß, ob ich genau das meine: zynisch. Zum einen fällt es mir schwer, zynisch, ironisch und sarkastisch exakt voneinander zu unterscheiden. Zum anderen bin ich tatsächlich nicht ganz sicher, was ich von dem Plan halten soll: tausche Gebet gegen Säbelrasseln.

Dabei ist mir natürlich vollkommen klar, dass in Dänemark fast niemand mehr einen für das `große Gebet´ bestimmten Feiertag auch dazu nutzt. Bei uns denkt ja am Tag der Arbeit auch niemand pausenlos an die Arbeit; nur einige erinnern sich Karfreitag und Ostermontag an den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus; und der Buß- und Bettag motiviert sicher wenige von uns, Buße zu tun und zu beten. Die meisten Feiertage sind in erster Linie eine willkommene Pause im normalen Arbeitsalltag – es wird landesweit weder produziert noch Geld erwirtschaftet. Entsprechend ist es folgerichtig, Löcher in der Haushaltskasse damit zu stopfen, einen von diesen nicht lukrativen Feiertagen ersatzlos zu streichen.

Dennoch klingt es für mich fast paradox: Der Mensch will den Frieden sichern, Kriege beenden oder vermeiden – und das einzige, was uns dazu einfällt, ist, aufs Beten zu verzichten? Gerade in Bezug auf Krieg und Frieden geraten wir Menschen an unsere Grenzen, ist das Verhandeln derart schwierig und eben nicht nur von militärischer Stärke abhängig. Gerade für den Frieden sind Kompromisse wichtig, müssen verfeindete Parteien aufeinander zugehen, sind Waffen und Gewalt nie die einzige Lösung, sondern Garant für großes Leid. Gerade hier braucht es Geschick, Empathie, Diplomatie, Risiko-Bereitschaft und Demut: den Mut zum ersten Schritt, zum Brückenbauen, zum Vertrauen. Wie aber kann all das am besten entstehen und begleitet werden, wenn nicht durch Gebet?

Nicht so einfach

Mein Lieblingsbrot beim Bäcker kostet mittlerweile 4,70 Euro – pro 750 Gramm. Ich kann mich noch gut an die 3,85 Euro erinnern, die es vor anderthalb Jahren kostete. Weil ich mich über den Preis wundere – und das Brot nur noch sehr selten kaufe, hebt die Verkäuferin entschuldigend die Schultern. „Ich gebe ja niemandem die Schuld“, beruhige ich sie. „Doch, dem Herrn Putin, dem haben wir das alles zu verdanken“, entgegnet sie prompt. Ist es wirklich so einfach? Putin ist Schuld an allem, was in unserem Land gerade geschieht – gerade so, als gäbe es nur eine mögliche Reaktion auf den Krieg in der Ukraine? Ich weiß nicht: Auch mit dem Corona-Virus gehen Länder und Menschen unterschiedlich um. Dass sich Menschen am Maskengeschäft bereichert haben, können wir zum Beispiel nicht dem Virus selbst in die Schuhe schieben.

Fakt ist, dass der Bäcker den Preis erhöht, weil die Inhaltsstoffe immer teurer werden. Diese Verteuerung hat ebenso komplexe Ursachen wie der Anstieg der Energiekosten, um die Zutaten zu Brot zu verarbeiten. Dass Menschen in Deutschland sich ein Brot für 4,70 Euro nicht leisten können (oder noch nie leisten konnten), ist kein ganz neues Problem. Ich möchte Putin nicht ent-schuldigen; er lädt erhebliche Schuld auf sich. Der Krieg in der Ukraine ist schrecklich und und verändert die Welt beträchtlich. Aber er ist nicht die einzige Ursache für einen unvermeidlichen Brotpreis von 4,70 Euro. So einfach ist das nicht.

Krieg und Frieden

In der Ukraine ist Krieg, Menschen kämpfen oder fliehen. Das ist schrecklich. Wir in Deutschland leben im Frieden und räumen unseren Garten auf. Es kommt mir banal vor, aber es würde niemandem helfen, wenn wir es nicht täten. Trotzdem frage ich mich, was ich gegen diesen Krieg tun kann. Nur eine Sache fällt mir ein: Ich bete für Frieden.