Unsere Gesellschaft ist wie ein riesiges Mobile: Scheinbar unzählige Faktoren sorgen dafür, dass das große Ganze funktioniert. Das Corona-Virus als ungeplanter Störfaktor von außen motivierte unsere Regierung zu beträchtlichen Maßnahmen im Inneren. Wie bei einem Mobile zeigt ein Eingriff an einer Stelle bisweilen schwerwiegende Auswirkungen an anderen Stellen – allesamt nur schwer voraussehbar. Daher ist es sehr wichtig, den Überblick und eine gewisse Unabhängigkeit zu behalten.
Bei einem hoch komplexen Gebilde wie einer Gesellschaft ist das mit dem Überblick fast unmöglich. Die „Entscheidungsträger“ sind Leute wie ich – vielleicht schlauer, sicher sachlicher. Aber keiner von ihnen ist ganz unabhängig, niemand beurteilt wirklich objektiv und wird nur von Intellekt und Menschenliebe geleitet. Das gilt für Politiker ebenso wie für Wissenschaftler und Menschen in der Wirtschaft.
Die Lage zur Zeit empfinde ich als bedrohlich – sowohl hinsichtlich der medizinischen Folgen als auch der gesellschaftlichen: Es wird regiert mit Vorsicht und Auflagen, aber auch Angst und ein schlechtes Gewissen „liegen in der Luft“. In dieser Atmosphäre kann eine andere Meinung leicht missverstanden werden als Angriff, Ungehorsam oder Straftat. Für mich ist nur schwer durchschaubar, auf welcher Grundlage bestehende Einschränkungen verfestigt und die weitere Vorgehensweise Woche für Woche neu festgelegt werden. Ist die Infektionsrate entscheidend oder sind es die (vermeintlichen oder tatsächlichen) Corona-Toten? Die eine ist schwer zu ermitteln, die anderen funktionieren wie ein Totschlagargument.
Ich weiß, dass ich nicht alles verstehen kann und muss, was zur Zeit geschieht. Ich als Einzelperson bin nicht besonders wichtig; ich bin nur ein klitzekleiner Teil eines großen Mobiles. Trotzdem: Wir alle brauchen Transparenz, Ehrlichkeit und eine ausgewogene Information, heute und nach der Corona-Krise – wann auch immer das sein wird. Es geht um mehr als um den medizinisch guten Umgang mit einer solchen Pandemie.