Freiheit und Angst

Im Vorbeifahren sehe ich auf einem Feld ein Windrad. Zu dessen Füßen stehen mehrere Autos. Ich schaue nach oben – und sehe auf der Spitze des Windrades einen Menschen. Freihändig und ruhig steht er da. Wahrscheinlich ist er gesichert, wahrscheinlich ist da oben genug Platz zum Rand, wahrscheinlich hat er keine Höhenangst. Der Anblick sendet mir trotzdem heiße und kalte Schauer über die Haut – ich spüre die Angst, die er meiner Meinung nach haben müsste. Wenige Sekunden später frage ich mich, ob er sich vielleicht nicht ängstlich, sondern frei fühlte. Aber ist die Grenze dazwischen immer ganz klar?

Freiheit ist ein hohes Gut. Wer frei ist, wird von nichts gehalten oder gebremst. Wer frei ist, kann ohne Zwänge aus vielen möglichen Wege auswählen. Das ist wunderbar und eine Last zugleich – nicht umsonst heißt es „Qual der Wahl“. Was genau quält uns? Ich denke, es ist die Angst, etwas anderes zu verpassen oder mit dem eingeschlagenen Weg nicht klarzukommen. Wo die Freiheit grenzenlos ist, kann sich auch Angst breitmachen.

Freiheit ist großartig, gute Grenzen sind es auch.

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