Ein Hund

Eine bekannte Familie hat zwei Hunde. Den älteren haben sie als Welpen bekommen; der andere hatte vor ihnen einige Monate als rumänischer Straßenhund `in den Knochen´. Hund 1 ist normal lebendig, gut erzogen und kinderlieb – ein unkomplizierter Gefährte, der sich gut in die Familien-Herde einfügt. Hund 2 ist noch in der Erziehung, auch kinderlieb und sehr ängstlich. Unkompliziert ist dieser Hund nicht – und wird es vielleicht auch nie sein. Man könnte ihn `verhaltensauffällig´ nennen.

Wenn ich spazieren gehe, treffe ich jede Menge Hundebesitzer mit ihren sehr unterschiedlichen Hunden: gut erzogene, desinteressierte, ungestüme und solche, die nicht hören. Die Hundebesitzer sind ebenso verschieden – manche haben ihre Hunde im Griff, andere widmen sich intensiver ihrem Handy. Eine Frau mit einem Rottweiler hat diesen immer nah bei Fuß und redet unablässig mit ihm. Ich weiß, dass dieser Hund als Welpe vom Vorbesitzer nicht gut behandelt wurde und daher manchmal unvorhersehbar agiert. Sein Frauchen muss ihn ständig davon abhalten, ungestüm davon oder auf andere Menschen oder Hunde loszustürmen. Sie macht das hingegeben und verantwortungsvoll. Ich möchte nicht mit ihr tauschen: Die Fortschritte, die dieser Hund in seinem Verhalten macht, sind für mich kaum zu erkennen. Er wird wahrscheinlich IMMER eine starke Hand, viel Liebe und Zuwendung brauchen, um sich in der Öffentlichkeit angemessen zu verhalten.

Wenn sich schon bei einem Hund die erste Prägung so stark auf sein Leben auswirkt: Wie viel entscheidender sind die ersten Jahre im Leben eines Kindes, das zu einem gemeinschaftstauglichen Menschen heranwachsen soll!

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