Am Ende vieler Schritte stehe ICH

Hätte, hätte, Fahrradkette – wer kennt diesen Spruch nicht! Es gilt für Gutes Schwieriges: Eine halbe Stunde früher losfahren – und nicht im Stau landen. Sich bei bestem Wetter aufmachen zu einem Spaziergang und den spontanen, unangekündigten ´once in a lifetime`-Besuch eines alten Freundes verpassen.

Mit 20 fuhr ich zum ersten Mal nach Österreich, auf eine Alp. Ich hatte kurz Aufenthalt in Wien, glaube ich, ein junger Mann sprach mich an – ob ich eine Unterkunft gebrauchen könne. Obwohl dem nicht so war, kamen wir ins Gespräch über meinen gewünschten Aufenthalt in Kanada als eine, die für Kost und Logis auf Höfen arbeitet. Er hatte das auch schon gemacht, allerdings in Australien. Eine Adresse gab er mir: „Die sind echt nett.“ Kurzentschlossen schrieb ich hin – und erhielt keine Antwort. Trotzdem buchte ich einen Flug nach Australien (und nicht nach Kanada), kaufte einen Rucksack, reichte zwei Urlaubssemester ein. Eine Woche vor dem Abflug rief ich bei der Familie an: „Yes, come over, we´re looking forward to meeting you!“ Australische Gelassenheit.

Von dieser Anlaufstelle aus wurde ich weitergereicht – zum Bruder mit der Schaffarm, zur Schwester in der Hauptstadt, zu einem Schmied. Ein halbes Jahr war ich in „down under“ – und könnte ganz viel darüber schreiben…

Die Begegnung am Bahnhof von Wien war kurz, den jungen Mann habe ich nie wiedergesehen. Aber sie hat Weichen gestellt für mein Leben, deren Folgen ich jetzt noch spüre. Irre. Entscheidungen an Wegkreuzungen sind folgenschwer – in jeder Richtung. Ich werde so oder so verändert und geprägt. Das kann uns mutig einfach losgehen oder auch den nächsten Schritt gut abwägen lassen. Ist wohl typabhängig. Aber jedes Losgehen führt uns nicht nur irgendwohin, sondern macht uns letztlich zu dem Menschen, der wir am Ende sind.

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