Mit 21 wollte ich gern nach Australien. Zwar sprach einiges dagegen: Es war teuer, die Organisation zu analogen Zeiten einigermaßen kompliziert, ich brauchte Zeit – und die Freiheit, mein Leben hier hinter mir zu lassen. Aber letztendlich habe ich es einfach gemacht: Ich bin für einige Monate hingeflogen, habe in Familien gelebt und auf deren Höfen mitgearbeitet. Heute – 30 Jahre später – erinnere ich mich sehr gern an diese Zeit und die Leute dort.
Durch Briefe (total altmodisch) bin ich noch immer unregelmäßig in Kontakt und erhalte weiter einen Einblick in das Leben in `Down Under´. Gerade lese ich außerdem ein Buch mit demselben Titel – ein Reisebericht von Bill Bryson. Er beschreibt Australien so freundlich, humorvoll und authentisch, dass ich sehnsüchtig werde, noch einmal hinzufliegen. Aber ich tue es nicht – bisher. Denn ich würde gern einige Wochen bleiben, in Familien leben und auf ihren Höfen mitarbeiten. Derartig unterwegs ist man aber eher mit Anfang 20 als mit Anfang 50. Heute spricht zu viel dagegen: Es ist teuer, kompliziert (nicht nur durch Corona), und ich habe zu wenig freie Zeit – und nicht die Freiheit, mein Leben hier hinter mir zu lassen.
Manches sollte man einfach machen und nicht auf später verschieben – wie gut, dass ich damals den Mut hatte.