Regeln

Ein Radfahrer mit Elektro-Unterstützung kommt mir in einer Kurve sehr zügig und auf `meiner Spur´ entgegen: Im letzten Moment weichen wir beide aus – er zügiger als ich. Es passiert nichts, und wir lächeln uns an.

Ich frage mich, ob es Geschwindigkeits-Regeln für Elektro-Fahrräder gibt; aber im Grunde ist es mir egal. Selbst wenn klar geregelt wäre, wie schnell man womit und wo fahren darf, werden immer wieder Situationen wie die geschilderte entstehen: Zwei befinden sich auf Kollisionskurs; aber weil beide reagieren, kommt es nicht zum Knall, sondern zu einem Lächeln.

Regeln sind wichtig; aber entscheidend ist es, rücksichtsvoll miteinander umzugehen.

Folgenschwer

„Ich habe das nicht gemacht“, sagt eins meiner Kinder zu mir. Es ist gelogen – und das wissen wir beide. Ich bin enttäuscht und staune gleichzeitig, wie wenig diesem Kind die Lüge auszumachen scheint: Immerhin habe ich mehrmals nachgefragt und um Blickkontakt gebeten.

Die Tat selbst hat keine Folgen – weder finanziell noch in anderer Hinsicht. Die Lüge dagegen `macht´ etwas: Sie beschädigt unser Vertrauen. Das ist ein hoher Preis angesichts dessen, worum es geht. Es kann aber sein, dass nur ich das weiß.

Schattierungen in `sauber´

`Sauber´ ist ein Zustand, der eine gewisse Menge an Schmutz beinhaltet. Das gilt überall – nur die `gewisse Menge´ ist relativ verschieden: In Krankenhäusern gilt ein anderer Standard als in einem Privathaushalt; ein sauberer Keller sieht anders aus als eine saubere Küche.

Bei uns herrscht ein (gesundes?) Mittelmaß:

Ich wasche mir nicht jedesmal die Hände, wenn ich von irgendwo wieder nach Hause zurückkomme – und fühle mich trotzdem sauber. 
Hosen ziehe ich gern mehrere Tage hintereinander an und dusche nicht täglich – und bin trotzdem nicht schmutzig.
Wir stecken uns nicht ständig gegenseitig an – obwohl ich kein Desinfektionsmittel benutze, wenn einer von uns krank ist. 
Wer unbedingt will, kann meinetwegen bei uns vom Fußboden essen. Empfehlen würde ich allerdings unseren Esstisch: Der ist bequemer.

Ein Streit und was bleibt

Kürzlich hatte meine Tochter in der Schule Streit mit zwei Freundinnen, klassisch: zwei gegen eine. Gleich danach konnte sie ihrer Schwester den ersten Kummer schildern. In der folgenden Unterrichtsstunde fragte eine einfühlsame Lehrerin nach, nahm sie beiseite und tröstete sie.

Was bleibt?

Meine Tochter hat einen Streit und vielleicht sogar zwei Freundinnen `verloren´. Dafür hat sie erlebt, dass (manchmal) die Schüler-Lehrer-Beziehung wichtiger ist als der Unterricht.

Die Lehrerin hat zehn Minuten ihrer Unterrichtszeit `verloren´. Dafür hat sie zugelassen, dass (manchmal) die Lehrer-Schüler-Beziehung wichtiger ist als der Unterricht.

(Nicht) viel?!

Was haben Spazierengehen und Saugen gemeinsam? Mein Körper arbeitet, ohne sich sonderlich anzustrengen; mein Geist hat Pause: Das ist der beste Nährboden für kreative Gedanken oder um `gordische Knoten´ im Hirn zu entwirren. Manchmal bin ich selbst überrascht, wie viel sich in mir tut, während ich äußerlich nicht viel schaffe.

Je nachdem

Ich vermisse das Kind in der Ferne und bin mehr oder weniger traurig: Es ist halb so schlimm, wenn das Kind glücklich ist, aber ich `leide´ doppelt, wenn es unglücklich ist.

Vorteile und Nachteile

Bei uns in der Nachbarschaft wurde eine Straße (bis dato 30er Zone) zur Fahrradstraße umgewidmet. Sie scheinen derzeit beliebt zu sein – bei Stadt- und Verkehrsplanern jedenfalls. Diese besonderen `für den Radverkehr vorgesehenen Straßen´ sollen die `Attraktivität des Radverkehrs steigern und Vorteile gegenüber dem Kraftfahrzeugverkehr schaffen´. 

Meine vorrangig mit dem Fahrrad fahrenden Kinder sind nicht ganz so begeistert und kennen die Nachteile von anderen Fahrradstraßen: Autofahrer nehmen nicht plötzlich mehr Rücksicht oder ordnen sich gar unter. Im Winter sind die üppig aufgetragenen Fahrbahnmarkierungen ohnehin nicht sichtbar, aber durch Schnee und Eis deutlich rutschiger als `normaler´ Asphalt. Fahrräder bringt das deutlich stärker ins Straucheln oder gar zu Fall als Autos.

Wahrscheinlich sind Stadt- und Verkehrsplaner grundsätzlich selten mit dem Fahrrad unterwegs – und schon gar nicht im Winter.

Kochen macht glücklich

Ein Kind ausgezogen, ein Kind zur Klassenfahrt: Diese Woche ist es angenehm ruhig – einerseits. Andererseits merke ich bei der Planung der Mahlzeiten, wie sehr mir die beiden großen Söhne fehlen, die sich immer sehr übers Essen freuen… Kochen macht Arbeit, aber irgendwie auch glücklich – und umso glücklicher, je mehr hungrige Menschen dankbar dafür sind.

Beruhigend gut informiert?

„Als ich aber nach Troas kam, zu predigen das Evangelium Christi, und mir eine Tür aufgetan war in dem Herrn, da hatte ich keine Ruhe in meinem Geist, weil ich Titus, meinen Bruder, nicht fand; sondern ich nahm Abschied von ihnen und fuhr nach Mazedonien.“
2. Korinther 2, 12+13

Paulus geht nach Troas – wahrscheinlich zu Fuß – und will die Gemeinde dort besuchen. Außerdem ist er dort mit Titus `verabredet´; aber der ist nicht da. Weil Paulus das beunruhigt, macht er sich auf die Suche nach Titus.

„Denn als wir nach Mazedonien kamen, fanden wir keine Ruhe; sondern von allen Seiten waren wir bedrängt, von außen mit Streit, von innen mit Furcht. Aber Gott, der die Geringen tröstet, der tröstete uns durch die Ankunft des Titus; nicht allein aber durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, mit dem er bei euch getröstet worden war.“
2. Korinther 7, 5-7

Es dauerte sicherlich eine Weile, von Troas nach Mazedonien zu gelangen. Aber letztlich trifft Paulus Titus wieder und freut sich über die (einige Tage alten) `Neuigkeiten´, die dieser ihm von den Korinthern überbringt.

Ich beneide die beiden Männer ein wenig um das Tempo, in dem sie unterwegs waren. Paulus und Titus hatten nicht mehr Zeit als wir und nicht weniger zu tun. Aber sie waren weniger gut informiert – und die einzelne Nachricht hatte über Tage oder sogar Wochen Bestand. Heutzutage sind wir besser informiert und, was gestern aktuell war, ist morgen schon wieder `veraltet´. Täglich erhalten wir viele Meldungen; die meisten sind letztlich nicht relevant für uns – und beschäftigen uns doch. Das gilt für gute und schlechte Nachrichten gleichermaßen: Hätte Titus digital einen `alles in Ordnung´-Gruß schicken können, wäre Paulus in Troas geblieben. Es kann also beruhigend wirken, wenn Nachrichten sich schnell verbreiten und man gut informiert ist. Ich erlebe jedoch, dass `gut informiert´ heutzutage eher mit beunruhigenden Nachrichten zu tun hat …

Sportlich

Einer meiner Söhne ist von seinem Sportlehrer mal als `wunderbarer Sportler´ bezeichnet worden – völlig zurecht: Dieser Junge kann mit jedem Ball umgehen, ist leichtathletisch stark und hat eine gute Körperspannung; nur im Wasser fühlt er sich nicht so zu Hause. Ich fand diese Bemerkung ein schönes Lob; dachte aber, es hätte vor allem mit seinem väterlichen Erbe zu tun. Heute Morgen erinnerte ich mich an meine eigene Kindheit und Jugend: Eine wunderbare Sportlerin war ich nie, bin ich nicht und werde ich nie sein; aber außerhalb des Wassers war (und bin) auch ich universell sportlich. Wie schön, wenn man sich im eigenen Kind wieder erkennt und von diesem übertroffen wird!