Worum ich mich kümmern will

„Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.“
Lukas 10, 40

Es gibt einen feinen Unterschied zwischen Gemeinschaft haben und gemeinsam etwas schaffen. Ich behaupte: Gott ist es wichtiger, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, als dass wir gemeinsam etwas schaffen. Das eine ist die Voraussetzung für das andere, und deshalb ist das eine auch wichtiger als das andere.

Lange habe ich mich gerieben an diesem Text – nicht nur, weil ich vom Wesen her Marta ähnlicher bin als Maria. Es hat mich auch gestört, dass Martas gastfreundliches Handeln so negativ abgetan wird. Zumal die Geschichte in einem Kulturkreis angesiedelt ist, in dem es total wichtig ist, Menschen herzlich willkommen zu heißen und sie zu bewirten. (Und zu einer Zeit, in der es unüblicher war als heute, den Gastgeber mit Mitgebrachtem zu überhäufen.)

Ich glaube mittlerweile, dass das eine das andere nicht ausschließt: Ich darf fleißig und gastfreundlich und umtriebig sein – keine Frage. Die Frage ist eher, ob es noch etwas anderes in meinem Leben gibt, um das ich mich ebenso hingegeben kümmere wie um meine Aufgaben und damit den Eindruck, den ich bei anderen hinterlasse.

Vielleicht liegt es am Alter, aber heutzutage fällt es mir leichter, mich – ähnlich wie Maria – nicht hingebungsvoll um die Küchenarbeiten zu kümmern. Ich kann sehr gut auf meinem eigenen Fest sitzen und interessanten Gästen Gesellschaft leisten. Allerdings glaube ich, dass vor allem die geistliche Ebene gemeint ist in dieser Geschichte: Was ist uns wichtig? Dass wir uns Anerkennung erarbeiten, unserer Pflicht Genüge tun, unsere Aufgaben vorbildlich erledigen? Müssten wir uns nicht ebenso inbrünstig kümmern um unsere Seele und die geistliche Nahrung, die wir brauchen? Das würde bedeuten, die eigenen Hände ruhen und Jesus in uns tun zu lassen – wie Maria. Ich möchte ihr nicht nur ähnlicher werden, weil das Alter mich gelassener (und abgeschlaffter) macht. Ich möchte wie Maria aktiv und entgegen der Geschäftigkeit unserer Gesellschaft Jesus Zeit und Raum geben, zu meinem Innersten zu sprechen – und mich dann fleißig und hingegeben um das kümmern, wozu Gott mich in diesem Leben berufen hat.

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