Ausgeblichen und nicht mehr schön – das gilt für Sandalen von mir. Sie haben ihre besten Zeiten eindeutig hinter sich, aber funktional sind sie nach wie vor. Ich ziehe sie noch an, stoße damit aber in meiner engeren Familie auf leichte Missbilligung. Das Dilemma ist folgendes:
Zum einen steckt der Grundsatz in mir drin, dass Zweckmäßigkeit wichtiger ist als die Optik. Ich bin geprägt durch „wehret dem Konsum“ und von der Idee einer Dominanz innerer Werte über Äußerlichkeiten. Lieber außen pfui und innen hui als andersherum. Zudem fällt es mir schwer „erfüllt noch seinen Zweck“ nur auf Dinge anzuwenden, die irgendwo verschwinden (wie zum Beispiel alte Schrauben) beziehungsweise zum Spielen und Benutzen gedacht sind (Roller, ein Grill oder ein Wäscheständer mit Roststellen und teilweise verbogenen Stangen).
Andererseits lebe ich heute in einer Welt und Umgebung, in der „schön“ sehr wichtig ist – oder jedenfalls nicht so unwichtig, wie es mir lieb wäre.
In Bezug auf meine Sandalen: Wer entscheidet, wann etwas „nicht mehr schön“ ist? Ich ganz allein oder zum Teil auch die Gesellschaft, in der ich lebe? Und: Was ist es mir wert, nicht nur mit funktionalen, sondern auch schönen Schuhen durch mein Leben zu rennen? Der Preis von neuen Sandalen? Noch nicht ganz.