In einem Gespräch über Peinlichkeiten erwähnten Freunde von mir Fehler, die ihnen unterlaufen, hauptsächlich mit ihrer Arbeit verbundene. Ich horchte ihn mich hinein und fand dort – bezogen auf meine Hausfrauen-Arbeit – nur ein leeres Feld: Es ist mir nicht peinlich, wenn durch meine „Fehler“ die Wäsche nicht rechtzeitig trocken wird, das Essen nicht so gut schmeckt, kein Klopapier mehr im Haus ist oder das Badezimmer nicht frisch geputzt ist. Es tut mir leid, ja, aber peinlich ist es mir nicht. Vielleicht liegt es daran, dass diese Fehler nur Menschen bemerken, die mich grundsätzlich sehr gern haben – meine Familie, und mir derartige „Fehler“ selten unterlaufen.
Es gibt bei mir noch eine andere Reaktion auf meine eigenen Unzulänglichkeiten: Wenn mir das Auto absäuft, ärgere ich mich – über das Auto. Wenn ich vergesse, die Mülltonne unseres Nachbarn rauszustellen, obwohl er mich darum gebeten hat, ist mir das unangenehm, ja. Und dann suche ich eine Lösung, biete meine eigene Mülltonne als Alternative an oder so.
Peinlich ist negativ besetzt. Meinen Kindern ist es peinlich, wenn ich auf der Straße laut lache. Ich frage mich: „Warum? Ist lachen schlimm? Ist es, wie ich lache? Ist es mein Alter? Lacht man mit knapp 50 nicht mehr (laut auf der Straße)?“ In der Brigitte gab es mal Sprüche wie „Mit 40 hat man (auf halbe Sachen) keine Lust mehr“. Ich würde hinzufügen: „Über 40 ist einem nicht mehr soviel peinlich“.
Ein paar Dinge gibt es aber doch: Meine charakterlichen Fehler sind mir peinlich. Ungeduldiges Aufbrausen gehört dazu, ungerechtfertigtes Beschuldigen meiner Kinder, das voreilige Be- oder gar Verurteilen von Menschen auch. Wenn mich die Not eines anderen nicht interessiert, wenn ich nur mit halbem Ohr zuhöre, wenn ich nur auf den Moment warte, in dem ich MEINE Meinung zu dem Thema loswerden kann – solche Dinge sind mir peinlich. Merkt ja kaum einer, könnte ich sagen. Stimmt. Ich merk`s. Und Gott auch.
Ach ja, Rechtschreibfehler, die sind mir auch peinlich. Sehr sogar.