Ich esse fast alles. Es gibt – natürlich – Ausnahmen: Innereien zum Beispiel, Nudelsalat mit Kochschinken, eine fleischlastige Diät und auch Meeresfrüchte gehören nicht zu meinen Favoriten. Abgesehen davon habe ich ein weites Herz oder auch einen anspruchslosen Gaumen, wenn es ums Essen geht. Verkochte Nudeln, im Winter hauptsächlich Kohlgerichte, zwei, drei Tage in Folge dasselbe Essen – überhaupt kein Problem. Ich beobachte allerdings eine relativ ausgeprägte Kultur des Meckerns über das Essen. Elternabende sind ein gutes Beispiel; aber auch wenn Leute sich über die Verpflegung in Jugendherbergen oder anderen Gemeinschaftsunterkünften austauschen, bin ich nicht selten verwundert.
Ich glaube, meine in meinen Augen genügsame Einstellung hat verschiedene Gründe, die allesamt in meiner Vergangenheit liegen. Aufgewachsen bin ich mit zentral angelieferter Schulspeisung und in einem Land, in dem saisonales Gemüse oft das einzige war, das es gab. Weiter ging´s vier Jahre lang in einer WG mit acht Leuten in der bayrischen Pampa – alle waren jung, alle hatten Hunger, alle haben rumprobiert. In meinem ersten Job auf einem Bauernhof wurde erwartet, dass ich einmal pro Woche alle beköstige, denn: jeder war mal dran. Dann kam meine eigene, in vieler Hinsicht noch immer wachsende Familie. Immer waren Mahlzeiten etwas Gemeinsames.
Seit vielen Jahren koche ich täglich selbst. Essen macht Arbeit, Essen macht satt, Essen stiftet Gemeinschaft. Meist schmeckt es. Essen darf auch besonders lecker sein, gar keine Frage. Aber: Das ist mir nicht am wichtigsten, das Zusammensein bedeutet mir mehr. Deshalb meckere ich nicht über das Essen, sondern höchstens über die muffeligen Mit-Esser …