Von Dusch-Schaum und Hausschweinen

Schlaghosen, Plateau-Schuhe, baggy oder skinny Jeans, Tank-Tops, Ringelsocken, zweireihige Jackets, Schulterpolster, karierte Holzfäller-Hemden… Moden kommen und gehen schnell. Manchmal ist das eine Erlösung, manchmal eine Last: Eine bestimmte Marke Dusch-Schaum (in den ausgefallensten Duft-Sorten) war kurze Zeit absolutes `Must have´ für junge Mädchen – auch für meine Tochter. Zu einem Geburtstag bekam sie von jedem Gast ein Fläschchen davon. Sieben bis zwölf dieser Exemplare stehen noch immer bei ihr im Regal – unbenutzt.

Jetzt räumt meine Tochter auf und sortiert einiges aus: „Ich brauche die Dusch-Schäume nicht mehr.“ Ich auch nicht, denke ich; aber schneller, als ich „Moment mal“ sagen kann, halte ich die Flaschen in der Hand. Mein Kind weiß: Ich werfe ungern etwas weg, was „funktioniert“, nicht abgelaufen ist oder „noch geht“. Die nächsten zwei oder drei Jahre werde ich jetzt also nach „fizzy berry“, „happy spring“ oder „tropical kiwi“ duften – und kein anderes Duschbad mehr benutzen (können). Ein Satz meines Vaters fällt mir ein: „Wenn ihr mich nicht hättet, müsstet ihr euch ein Schwein halten.“ Damit bezog er sich auf altes Brot, Wurst- oder Käsereste, die ihre besten Tage gesehen hatten, oder andere essbare Überbleibsel jeglicher Art. Dusch-Schaum kann man nicht essen – aber das Prinzip ist dasselbe.

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