Unterm Strich

Ein lieber Mensch wird 60; wir möchten gern mitfeiern – obwohl die Dame 250 Kilometer entfernt wohnt und keine Übernachtungsmöglichkeit (mehr) für uns hat. Die A2 erscheint uns am Freitagnachmittag eher ungeeignet: Mein Mann entscheidet sich für den alternativen Weg über die Landstraße. Dieser ist 40 Kilometer kürzer, wird also vielleicht ebenso lange dauern wie `Autobahn ohne Stau´. Wir rechnen mit zweieinhalb Stunden. Mehrere gesperrte Ortsdurchfahrten und zahlreiche Geschwindigkeitsbeschränkungen zerstören nicht nur dieses Ziel: Nach dreieinhalb Stunden hat auch die Vorfreude einen leichten Knacks.

Beim Fest freut sich die Jubilarin ehrlich über jeden Gast. Wir treffen einige alte Bekannte und genießen leckeres Essen, Life-Gesang und ein wunderbares Ambiente.

Für die Rückfahrt wählen wir die Autobahn: Nachts ist dort deutlich weniger Verkehr. Entsprechend kommen wir bis zu unserer Abfahrt gut voran. Angesichts der Umleitung, die wir alternativ zur teilweise gesperrten Bundesstraße nutzen müssen, bleiben wir zunächst gelassen. Leider müssen wir `großräumig umfahren´ und quälen uns buchstäblich im Zickzack-Kurs durch die Walachei – inklusive nächtlicher Radarkontrolle.

Am Ende stehen sieben Stunden Autofahrt für vier Stunden Geburtstagsfeier auf der Uhr: Wir fallen mehr als erschöpft ins Bett. Unser Sohn wird bald Post von der Polizei bekommen; wir haben etwa 45 Liter Sprit verfahren. War es das wert? Mit dem Abstand einer kurzen Nacht freue ich mich:

Wir konnten dem Geburtstagskind persönlich gratulieren und haben die Familie getroffen.
Das Auto hat nicht rumgezickt – und wir auch nicht.
Zwei unserer Kinder haben sich als Fahrer souverän abgewechselt.
Bewahrt an Leib und Seele sind wir abends heil in unsere eigenen Betten gefallen.

Unterm Strich sind wir sehr dankbar!

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