Überraschung!

Die meisten Kinder sind leicht zu überraschen: Sie haben noch nicht alles und mögen Vieles. Bei Erwachsenen ist das schwerer: Wir haben fast alles und noch dazu oft sehr klare Vorstellungen von dem, was uns gefällt. Ich liebe es, überrascht zu werden – selbst wenn die Gabe nicht immer meinen Geschmack trifft: Legendär ist ein Schmuckkästchen, das ich vor Jahren zum Geburtstag bekam. Der freundliche Geber war selbst unsicher und begleitete die Übergabe mit den Worten: „Du kannst es auch zurückgeben“ – ein wunderbarer Vorschlag.

Eine Überraschungsfeier zur eigenen Ehre dagegen lässt sich schlecht `zurückgeben´ oder absagen. Da muss man durch – ein Umstand, der meinen Mann vor Jahren zu der unmissverständlichen Äußerung brachte: „Lass es, mein Schatz; ich werde einfach nicht gern überrascht!“

Dieser Satz käme mir nicht über die Lippen: Nur noch konkrete Wünsche zu haben, kommt mir so `erwachsen´ vor – und eben wenig überraschend. Aber nicht jede lieb gemeinte Überraschung lässt sich zurückweisen, ohne den Verursacher zu verletzen. Dann ist es wichtiger, sich ehrlich über die Geste zu freuen, als – ganz ehrlich – die Gabe zu kritisieren. Für eine klärende Rückmeldung ist später noch Zeit. Ich selbst überrasche nur Menschen, die ich gut kenne – mit Ausnahme meines Mannes. In jedem Fall versuche ich, nicht enttäuscht zu sein, wenn ich danebenliege. Das klappt umso besser, je mehr man übt: Es lebe die Überraschung!

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