Wetterfühlig?

Gestern regnete es mehr oder weniger den ganzen Tag. Mal stärker, mal weniger stark, zwischendurch intensiviert zu einer Art Schneeregen. Morgens war ich noch halbwegs trocken mit dem Rad durch den Nieselregen gekommen; ab Mittag ging draußen gar nichts mehr.

„Na, traut ihr euch raus?“, schien das Wetter uns zu fragen.

Gegen das Wetter kann man nichts tun. Manchmal ziehen wir uns wetterfeste Jacken an und gehen trotzdem raus. Gestern nicht, gestern wirkte jeder Protest zwecklos.

Deshalb lautete unsere Antwort: „Nö, wir bleiben hier drinnen. Bei DEM Wetter kann man ja gar nichts machen!“

Gar nichts? „Stimmt nicht“, dachten wir und buken Zimtschnecken. Schon beim Backen wunderbar duftend, beim Essen noch warm, weich, locker und süß – lecker.

Als wir glückselig das Ergebnis unserer Back-Aktion verzehrten, hatte der schlimmste Regen sich verzogen. Das klang nach: „Wenn meine Bemühungen um eine Schlecht-Wetter-Stimmung so ins Leere laufen, habe ich keinen Bock mehr.“

Geht doch.

Sommerurlaub

Meine Idee von Sommerurlaub ist eine ganz bestimmte. Warme bis heiße Tage, strahlend blauer Himmel, laue Abende – Draußenwetter für Warmduscher. Besonders wenn ich ins Wasser gehe, brauche ich es heiß: Zu schwierig ist es für mich, nach einer Meerwasser-Abkühlung wieder warm zu werden, wenn das Thermometer 24 Grad zeigt und ein leichter Wind weht.

Dieses Jahr sind wir auf einer Nordsee-Insel. Es ist schön und gut, aber nicht warm, geschweige denn heiß: Die Temperaturen bleiben in stetiger Zuverlässigkeit unter 20 Grad. Das ist – für meine Vorstellungen – nicht sommerlich, sondern fühlt sich durch den dauerhaft wehenden Wind eher herbstlich an. Normalerweise entspricht das Wetter also nicht meinen Erwartungen. Die Lösung? „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung“ mag stimmen, entlockt mir aber nur ein unwirsches Augenverdrehen. Also ziehe ich an, was ich in weiser Voraussicht an dickeren Klamotten mitgebracht habe, und gehe mit dem oder gegen den Wind am Meer spazieren.

In die Nordsee werde ich mich vielleicht zusammen mit ein paar verrückten Kindern stürzen – ganz kurz. Oder gar nicht. Was ich nicht tun werde: Am Strand sitzen, Strandmuschel aufbauen, Badeanzug unter die Fleece-Jacke ziehen, Handtuch bereithalten und auf das Wolkenloch warten. Meine Hoffnung auf diese Art Sommerurlaub stirbt nicht zuletzt, sie ist bereits begraben. Nur so kann ich genießen, was sich uns in Sachen Wetter bietet. Und ich freue mich ehrlich – dass es nicht regnet, dass der Wind mittlerweile schon deutlich weniger geworden ist, dass es ein Volleyballfeld in der Nähe gibt, dass die Kinder sich so gut verstehen…

Draußen-Wetter

Christi Himmelfahrt ist ein Feiertag im Frühjahr, der die Arbeitswoche schön unterbricht. Meist ist auch das Wetter frühlingshaft warm und sonnig, so dass sich die freie Zeit hervorragend für ein paar Terrassenstunden eignet. Mittlerweile ist Christi Himmelfahrt besser bekannt als Vatertag und wird – auch wegen des schönen Wetters – auf ganz bestimmte Weise begangen: Viele Väter, Nicht-Väter, Frauen und Mädchen nehmen den freien Donnerstag zum Anlass, sich an der frischen Luft und von höchster Stelle legitimiert „die Kante zu geben“. Laute Musik darf dabei nicht fehlen, und meist laufen die Feiernden durch die Gegend. Davon kann man halten, was man will. Wir müssen ja nicht mitmachen. Nun ja …

Mitfeiern müssen wir nicht, aber so richtig entziehen können wir uns dem allgemeinen Gelage auch nicht: Bei uns in der Nachbarschaft nutzte dieses Jahr ein (mehr oder weniger junger) Vater den ganzen Tag zum Feiern und Musikhören. Leider liefen er und seine Gäste nicht durch die Gegend, sondern blieben schön in der Garage. Eine Menge der Feier-Geräusche drang bis zu uns auf die Terrasse. Glücklicherweise war das Wetter nicht ganz so super – ich blieb einfach drinnen oder ging (in der einsamen Feldmark) spazieren.

Manches muss man einfach aushalten, oder? Vielleicht ist nächstes Jahr wieder Drinnen-Wetter …

Wind

Vor einigen Tagen war es sehr windig. Es wehte stark und unablässig, meist aus Osten. Die Sonne schien ebenso unablässig, ihre Kraft wurde aber durch den Wind abgemildert. Es war nicht wirklich kalt, aber es fühlte sich kalt an. Jackenwetter – zumindest für Menschen wie ich, die schnell frieren. Abgesehen davon ist mir der Wind auf den Keks gegangen. Die Wehgeräusche im Haus, sobald ein Fenster geöffnet war, die aufschlagende Terrassentür – nervig. Das Radeln im Wind – mit ihm und gegen ihn – gleichermaßen anstrengend. Nicht schön. Und ich erinnerte mich an eine Formulierung aus „Mittagsstunde“ von Dörte Hansen:

„Man machte es am besten wie das dünne Pferd, man duckte sich und blieb ganz still, den Rücken in den Wind, den Kopf gesenkt, norddeutsche Schonhaltung. Dem großen Mahlwerk möglichst wenig Angriffsfläche bieten, man gewöhnte sich das an, wenn man hier aufgewachsen war.

Man hatte hier als Mensch nicht viel zu melden. Man konnte gern rechts ranfahren, aussteigen, gegen den Wind anbrüllen und Flüche in den Regen schreien, es brachte nichts. Es ging hier gar nicht um das bisschen Mensch. Das hier war Altmoränenland, es hatte ewig unter Gletschereis gelegen, es war geschliffen und verschrammt, das bisschen Wind und Regen machte ihm nichts aus.“

Weil ich aber nicht in Nordfriesland lebe, sondern am Rand der Lüneburger Heide, bin ich noch genervt vom Wind (auch ohne Regen). Anstatt ihn hinzunehmen wie eine Naturgewalt, gegen die man ohnehin nichts ausrichten kann. Und die – anders als in Nordfriesland – nur ab und zu und nicht immerzu nervenaufreibend über die niedersächsische Tiefebene pfeift. Ich weiß, Wetter geht noch schöner – undankbares Menschlein…