Perspektive

Im Zimmer meines Sohnes finde ich in den Schubladen sieben bis zehn Tüten – sortiert nach süß (und leer) beziehungsweise salzig (und angebrochen). Ich bin mindestens erstaunt, wenn nicht ein bisschen frustriert, wie viel Junk-Food er sich nebenbei gönnt. Eine Freundin, der ich davon erzähle, ist mindestens ebenso erstaunt, wenn nicht sogar ein bisschen begeistert: „Der hat System da drin, wie süß!“ So könnte ich auch reagieren, denke ich. Mal wieder ist alles eine Frage der Perspektive.

Perspektive

Drei Verwandte haben Geburtstag – aber ich bin zu beschäftigt und schaffe keine analogen Grüße. Praktischerweise sind alle drei eine Woche später wegen einer Familienfeier bei uns: Ich schreibe nachträglich meine Wünsche auf Karten und will sie übergeben. Leider vergesse ich das ausgerechnet bei meiner Nichte, der ich auch ein Buch schenken möchte: Am Abend schicke ich ihr – digital – ein Foto von dem, was noch immer bei uns liegt, und kommentiere es mit: „Ich bin so doof – es ist wahrscheinlich das Alter.“ Sie antwortet umgehend: „Nein, du hast Post-Solidarität!“

Ich muss zweimal lesen, bevor ich verstehe, was sie meint. Dann kann ich lächeln und weiß mal wieder: Es ist alles eine Frage der Perspektive!

Vertrauen

Beim Blick auf Corona gibt es zwei Sichtweisen:

Das Corona-Virus ist gefährlich. Fast noch gefährlicher ist die schnelle und flächendeckende Ausbreitung desselben. Es gibt eine hohe Dunkelziffer an Infizierten und die Symptome sind nicht so leicht von denen einer „ganz normalen“ Erkältungskrankheit zu unterscheiden. Außerdem gibt es (relativ viele?) schwere Fälle, teilweise mit tödlichem Ausgang: Immer wieder geht es in den Nachrichten um den Bedarf an Beatmungsbetten. All das verunsichert und kann Angst machen.

Dennoch kann es nicht das Ziel sein, dass sich möglichst niemand mit dem Virus infiziert. Wenn ich es richtig verstehe, haben wir als ganzes Volk nur eine Chance, wenn wir aufgrund durchgemachter Erkrankungen bei vielen jungen und gesunden Menschen eine sogenannte Herden-Immunität entwickeln können. Die Gefährdeten – Alte, Immunschwache, Grunderkrankte – müssen solange geschützt werden, bis wir einen Impfstoff haben. Daher soll die Infektionsrate durch die laufenden Maßnahmen nicht gestoppt, sondern möglichst verlangsamt werden.

Es ist also gut und wichtig, das Virus ernst zu nehmen, ohne Angst zu haben – denn das ist weniger gut, wenn nicht sogar gefährlich für die Psyche. Die Grenze dazwischen ist ein schmaler Grat, ich will sie nicht überschreiten. Verdrängung erscheint mir keine gute Methode zu sein. Stattdessen kann man sich informieren und befolgen, was unsere Politiker empfehlen. Aber das einzige wirklich hilfreiche Mittel gegen Angst ist Vertrauen. Ich kann der Regierung vertrauen oder darauf, dass ich schon nicht schwer erkranken werde. Ich persönlich vertraue Jesus als letzter Instanz; denn ich weiß, dass es auch in dieser Situation eine dritte Perspektive gibt:

„Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
Johannes 16, 33

Eine Frage der Perspektive

Einer meiner großen Söhne denkt laut nach: „Dorfkinder verhalten sich anders als die aus der Stadt. Die vom Dorf trinken kein Radler oder so etwas, die trinken nur „richtiges“ Bier. Ich schaue ihn kommentarlos und leicht verwirrt an. Er fügt hinzu: „`Vom Dorf´ heißt für mich – die aus dem Landkreis.“ Ach so, klar, einige seiner Mitschüler wohnen nicht direkt in Celle, sondern in den umliegenden Ortschaften. Nach einem Moment schiebt er hinterher: „Für die Hamburger sind wir Celler `vom Dorf´.“

Vieles ist eine Frage der Perspektive.

Teuer? Eine Frage der Perspektive

Unser Auto (das mit den Lampen) braucht einen neuen Sensor für irgendwas. Kostenpunkt: 200 Euro.
Wir sind verärgert: Reparaturen am Auto sind schnell sehr teuer.

Als wir den Wagen abholen, erfahren wir, dass der defekte Sensor dafür gesorgt hat, dass der Rußpartikelfilter zugesetzt ist.
Wir sind entsetzt: Ein neuer Rußpartikelfilter kostet 1.400 Euro.

Eventuell besteht die Möglichkeit, den alten Rußpartikelfilter für 120 Euro regenerieren zu lassen. Wir hoffen und beten. Am Ende haben wir Glück – für 200 plus 120 Euro ist das Auto repariert.
Wir sind erfreut: Es hätten auch 200 plus 1.400 Euro sein können.

Alles eine Frage der Perspektive.