Der Name Jesus

Ein Gottesdienst in einer australischen Kleinstadt in Queensland. Ich kenne niemanden, werde aber freundlich begrüßt. Bei den Liedern bin ich dankbar für die einfachen Melodien der mir unbekannten Lieder – bis ich plötzlich vertraute Klänge höre. Wir singen `Oh, wie schön dieser Name ist´ (What a beautiful name it is) und ich denke: Oh, wie schön in der Tat, dass der Name Jesus überall auf der Welt so kraftvoll ist und unterschiedlichsten Menschen dasselbe bedeutet!

Für Jesus? Sicher nicht!

Ein Artikel in unserer Tageszeitung berichtet über den schrecklichen Tod von über 100 Menschen, die sich in Kenia zu Tode fasteten. Sie waren Mitglieder einer Sekte um Paul Mackenzie – was in dem Text dann auch ausführlich behandelt wird. Die Überschrift `Für Jesus in den Hungertod´ ist allerdings mehr als irreführend: Zwar hatte Mackenzie seine Nachfolger mit der Aussicht gelockt, durch ihr vorzeitiges Ableben schneller mit Jesus vereint zu werden. Aber letztlich folgten sie damit den Lügen ebendieses Mackenzies und nicht Jesus – was auch dadurch deutlich wird, dass der Sektenführer selbst nicht unter den Toten ist.

Es ist furchtbar, wenn Menschen sich (von wem auch immer) dazu manipulieren lassen, für eine Idee oder Person in den Tod zu gehen. Und es ist mir darum auch nicht egal, welcher Beweggrund dafür genannt wird und wahrscheinlich in den Köpfen der Leser hängenbleibt. Für Jesus muss niemand den Hungertod sterben – ganz im Gegenteil: Jesus ist für uns gestorben, damit wir leben können!

Jesus ist nicht totzukriegen!

Mein Einfluss auf das Weltgeschehen ist überschaubar – von meinem Tun hängt wenig ab. Das entspannt mich. Auf der anderen Seite fühle ich mich dadurch manchmal wie ein Rädchen im Getriebe, das letztlich unwichtig ist oder zumindest leicht ersetzbar.

Ob Jesus ähnlich empfand? Auch er hatte während seines Lebens keinen sichtbaren Einfluss auf den großen Weltverlauf. Im Gegenteil: Seine Freunde waren bisweilen begriffsstutzig, zweifelten und verzweifelten an ihm. Außerdem hatte er mächtige Feinde, die ihn jahrelang provozierten und schließlich vor Gericht brachten. Aber offenbar machte ihm beides wenig aus. Bis zuletzt blieb er seinen Jüngern tief verbunden und fand es unnötig, sich gegen die Angriffe seiner Ankläger zu verteidigen. Schließlich starb er von allen verlassen.

Aber damit ist weder die Geschichte noch das Leben von Jesus vorbei. „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden“, erfahren die Frauen, die sein Grab aufsuchen (Lukas 24, 5+6). Seither ist sein Einfluss unübersehbar: Menschen glauben an ihn und bekennen sich zu ihm – auch angesichts großer Gefahren. Vor zweitausend Jahren überlebte Jesus die Ignoranz der Juden, den Zorn der Pharisäer und die Willkür der Römer. Später unternahmen Menschen schreckliche Kreuzzüge in seinem Namen – aber nicht in seinem Sinne – und konnten diesen doch nicht ruinieren. Heute werden Christen in vielen Ländern brutal verfolgt, in anderen gelten sie als altmodisch und weltfremd. Besonders aufgeklärte und moderne Menschen meinen, christliche Werte bräuchte niemand mehr. Was soll ich sagen? Selbst diese Angriffe laufen ins Leere: Jesus ist nicht totzukriegen – ebensowenig wie diejenigen, die an ihn glauben und ihm vertrauen!

Dienst-Herr

Per Mail wünscht mir eine liebe Freundin – als verspäteten Neujahrsgruß – den `spürbaren Segen unseres gemeinsamen Dienstherrn´. Sie ist deutlich älter als ich, wohnt weit entfernt, hat ein vollkommen anderes Lebenskonzept als ich, ist gemeindlich anders sozialisiert … – alles unwichtig: Unser gemeinsamer Freund (und Dienstherr) ist Jesus.

Was für ein altertümliches Wort – Dienstherr! Aber es verbindet auf wundersame Weise, wer Jesus ist: Herr auf der einen Seite; und (andererseits) darin der größte Diener, den wir uns vorstellen können. Wir wollen ihm gern ähnlich sein, aber das ist nicht so leicht: Jesus hat es zwar perfekt vorgemacht; aber wir sind eben nicht wie Jesus. Wir wissen vielleicht von seinen Taten – wie er seinen Jüngern die Füße gewaschen hat – und kennen seine Worte: dass er nicht zum Herrschen, sondern zum Dienen gekommen ist. Aber unserer menschlichen Natur entspricht ein herrschender Geist eher als ein dienender. Insofern verstehe ich diesen Neujahrsgruß auch dahingehend, dass Jesus mich segnet mit dem Wunsch, anderen Gutes zu tun: schön und herausfordernd zugleich.

Dieselbe Sprache?

Vor einiger Zeit lasen wir einen Liedtext von Paul Gerhardt, in dem es hieß:

„Ich will von deiner Lieblichkeit bei Nacht und Tage singen, mich selbst auch dir nach Möglichkeit zum Freudenopfer bringen. Mein Bach des Lebens soll sich dir und deinem Namen für und für in Dankbarkeit ergießen; und was du mir zugut getan, das will ich stets, so tief ich kann, in mein Gedächtnis schließen.“

Die verwendete Sprache ist zwar Deutsch, aber mehrere hundert Jahre alt und dadurch schwer verständlich und sperrig: Es ist dieselbe Sprache und doch nicht dieselbe Sprache. Wenn ich mich auf solche Liedtexte einlasse und auf die Wahrheit dahinter, kann ich sie mögen. Leichter ist es, mich von der „alten Sprache“ abschrecken zu lassen und die Wahrheit der Worte gar nicht zu hören.

Ein neueres Lied von Albert Frey bringt etwas ähnliches zum Ausdruck, hört sich aber ganz anders an:

„Jeden Tag ein Stückchen sterben, loszulassen, was mich hält. Vieles muss noch anders werden, bis es passt in Gottes Welt. Manche Träume muss ich lassen, Wünsche bleiben unerfüllt. Mir bleibt nichts als zu vertrauen, dass du meine Sehnsucht stillst. Jesus, nimm zu in meinem Leben; Jesus, mein Herz will ich dir geben. Du sollst wachsen, und ich muss kleiner werden; Jesus, nimm du in mir zu.“

Bei diesem Text kann es noch immer passieren, dass ich mich ihm von vornherein verschließe. Das hat dann aber nichts mit dem veralteten Deutsch zu tun, sondern mit der fehlenden Überzeugung, dass Gott und Jesus relevant sind für unser Leben.