Vater-Glück?

Mein Sohn ist übers Wochenende da und wir reden über alles Mögliche: auch über seinen Einsatz in Afrika, bei dem er einen Jugendlichen kennenlernte. Dieser hat von seinem Vater nur den Nachnamen (und möchte ihn am liebsten nicht tragen). Vor seiner Mutter fürchtet er sich; die Familie ist arm. Spender ermöglichen ihm den Schulbesuch. Der Junge ist klug, aber rebellisch und willensstark. Die Lehrer und Mitarbeiter, die ihn schon Jahre begleiten, sind freundlich und konsequent. Dennoch war und ist der Weg mit ihm bisweilen herausfordernd und mühselig. Dieses Jahr wird er die Schule abschließen – und seine Unterstützer werden auch für sein Studium aufkommen. Das ist großzügig und toll, aber nicht alles. Denn ein Mitarbeiter der Schule hat im Laufe der Zeit eine Art Vaterrolle für den Jungen übernommen und begegnet ihm liebevoll, präsent, barmherzig und verständnisvoll.

Wie jede Vater-Sohn-Beziehung ist auch diese sicher nicht frei von sehr alltäglichen Schwierigkeiten, aber unterm Strich bleibt: Es ist besonderes Glück, einen Vater zu finden, wenn der eigene diese Rolle nicht wahrnimmt. Und aus einem anderen Blickwinkel: „Es gibt kaum ein beglückenderes Gefühl, als zu spüren, dass man für andere Menschen etwas sein kann.“ (Dietrich Bonhoeffer)

Glück

„Es gibt kaum ein beglückenderes Gefühl, als zu spüren, dass man für andere Menschen etwas sein kann.“
Dietrich Bonhoeffer

Vor einer Arztpraxis treffe ich eine Frau, zu der ich nur selten und wenig Kontakt habe. Wir fragen uns gegenseitig, wie es uns geht: Sie antwortet erstaunlich ehrlich. Ihre Familie ist – auch durch zwei Jahre Pandemie – noch mehr zerbrochen als zuvor, sie lebt jetzt allein und kämpft sich durch ihren Alltag. Ich spüre eine große Traurigkeit bei ihr und frage, ob ich sie spontan umarmen und für sie beten darf. Sie nickt, und ich bete darum, dass Gott sie tröstet und sie ihn als Vater erlebt, der für sie sorgt. Hinterher weint und lächelt sie zugleich und bedankt sich: „Wie schön, dass wir uns heute hier getroffen haben!“ Wir fahren beide beglückt nach Hause.

Glückspfennig

Ich bin beim Bauern und kaufe Eier. Mit den Worten „Hier ist Ihr Cent, der bringt Ihnen Glück“, legt die Bäuerin mir das Restgeld vor die Nase. Spontan antworte ich: „Der bringt mir kein Glück“, und schiebe den Cent zurück, „behalten Sie ihn.“ „Na, mit der Einstellung klappt das sicher nicht mit dem Glück“, mischt sich ein anderer Kunde ein. Ich fühle mich ein wenig in Erklärungsnot, meine Reaktion war nicht negativ oder gar böse gemeint. „Ich glaube, dass nur Jesus mir Glück bringt“, antworte ich deshalb – und löse ein leicht betretenes Schweigen aus.

Sollte ich lieber nichts sagen? Ist das nur so ein Spruch mit dem Glückspfennig? Für mich ist es Aberglaube; ich klopfe auch nicht auf Holz und schraube mir kein Hufeisen hinten aufs Auto. Ich könnte einfach mein Wechselgeld nehmen und schweigen, meine Bemerkung sollte nicht verletzen. Aber mein Glück, das kommt nun mal nur von Jesus!