Demütig lernen und lehren

„Persönlich bin ich immer bereit zu lernen, obwohl ich nicht immer belehrt werden möchte.“
Winston Churchill

Wie recht er hat, der Churchill. Wenn ich von mir aus erkenne, dass ich etwas nicht weiß oder kann, bitte ich gern um Rat oder Hilfe. Dagegen lasse ich mir nicht gern helfen, wenn mir jemand schulmeisterlich begegnet. Ich möchte meine Hilfsbedürftigkeit gern selbst erkennen – und nicht von außen darauf aufmerksam gemacht werden, dass ich allein nicht weiterkomme.

Es sei denn, es kommt Demut ins Spiel: Dann gelänge es mir als Lernender wohl, selbst dem belehrendsten Gespräch das Gute zu entnehmen, und mich zu freuen über denjenigen, der mehr weiß oder kann als ich. Andersherum tritt ein schlauer und dabei demütiger Mensch eben nicht überheblich belehrend auf, sondern hilft freundlich, ohne den anderen klein zu machen. Wie aber werden wir beide demütig? Beste Möglichkeit: Gott verändert uns dahingehend. (Möglichst mehrmals) zu merken, dass wir allein nicht weiterkommen, zerstört ebenfalls sehr nachhaltig den eigenen Größenwahn.

Dann klappt es: Wer (demütig ist und) lernen will, streckt sich empfänglich und neugierig nach Wissen und Hilfe aus; wer (demütig ist und) lehren kann, bietet respektvoll und behutsam sein Wissen an. Und schwups – sind die beiden eine gute Kombination!

Demut

„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“
Micha 6, 8

Man kann sich demütigen, gedemütigt werden oder jemanden demütigen. Es hört sich ähnlich an – die Ergebnisse sind jedoch sehr unterschiedlich.

Demütig zu sein, ist eigenes aktives Tun an mir: Von Natur aus sind wir Menschen nicht demütig, sondern stolz und egoistisch und auf uns selbst ausgerichtet. Wenn wir uns demütigen, verzichten wir auf unser Recht, unser Ansehen, unsere Macht – freiwillig.
Für einen demütigen Mensch empfinden wir Hochachtung.

Gedemütigt werde ich durch fremdes aktives Tun an mir: Von allein sind wir nicht gedemütigt, da ist immer jemand anderes im Spiel. Wenn jemand sein Recht über meins stellt, mich vor anderen runterputzt, seine Macht mir gegenüber ausspielt, dann werde ich gedemütigt – unfreiwillig.
Für einen gedemütigten Menschen empfinden wir Mitleid.

Jemanden zu demütigen, ist eigenes aktives Tun an anderen: Die Ursache dafür sind wahrscheinlich Unsicherheit und das unsägliche Bedürfnis, Macht zu demonstrieren – freiwillig.
Für einen Menschen, der andere demütigt, empfinden wir im besten Fall ebenfalls Mitleid, wahrscheinlich aber Verachtung.