Springkraut

Ich kenne mich mit Pflanzen nicht sehr gut aus, nur wenige kann ich benennen. Das Springkraut gehört dazu; es ist mir nicht nur ein Begriff, uns verbindet gemeinsame Geschichte: Ich verbrachte Teile vieler Sommerferien bei meinen Omas. Sie wohnten nur 300 Meter voneinander entfernt und direkt an einem Friedhof. Dahinter lag (und liegt noch immer) ein Park. Dort wuchs (und wächst sicher noch immer) eine Menge Springkraut. Die reifen Früchte dieser Pflanze platzen bei Berührung auf – so verteilen sich die Samen. Ist die Frucht sehr reif, genügt ein Windhauch; bei den weniger reifen half ich gern nach. Die Samen flogen dann weit durch die Gegend. 

Das Springkraut ist nicht besonders schön und bei Freunden der einheimischen Flora nicht beliebt; manche bekämpfen es auch. Für mich spielt das alles keine Rolle: Mich lässt der Anblick von Springkraut an meine Omas und an diese zweckfreien Spaziergänge in meiner alten Heimat denken. Noch heute helfe ich gern nach, die Früchte zum Aufplatzen zu bringen.

„Heimat ist nicht da oder dort. Heimat ist in dir drinnen oder nirgends“, soll Hermann Hesse gesagt haben. „Da ist etwas dran“, sage ich.

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