Nicht günstig genug?

Vor einiger Zeit las ich in der Zeitung einen Kommentar zu den momentan laufenden Bauernprotesten. In einem Leserbrief schrieb ein Mann: „Solange in unserem wohlhabenden, hoch technologisierten Land auch nur ein Mensch zu den Tafeln gehen muss, um sein natürliches und garantiertes Recht auf Nahrung zu decken, können Nahrungsmittel gar nicht günstig genug sein.“

Ich glaube, diese Kausalkette stimmt so nicht:

Man kann in unserem Land für vergleichsweise wenig Geld Nahrungsmittel kaufen – vor allem die, die wir hierzulande erzeugen. Zusätzlich gibt es teurere Lebensmittel. Das gesamte Sortiment – egal ob günstig oder nicht – ist im Überfluss vorhanden: Kurz bevor die Läden schließen, sind die Regale voll.

Die Menge ist der Grund dafür, dass wir viel „entsorgen“ müssen und nachlässig beziehungsweise wählerisch mit Lebensmitteln umgehen: Es gibt Menschen, die sich sklavisch an die Verfallsdaten halten, nur gleich große Äpfel ohne Druckstelle kaufen und erwarten, dass am Samstagabend die Auslagen so voll sind wie am Montagmorgen.

Die Menge – und nicht der Preis – ist auch der Grund dafür, dass bei den Tafeln verteilt wird, was nicht mehr verkauft werden kann oder darf – egal wie teuer es ursprünglich war. Es ist großartig, dass Menschen sich dort abholen können, was sie brauchen.

Noch günstigere Lebensmittel dagegen kann es nur geben, wenn wir noch stärker eingreifen in den Kreislauf von Agrargütern, heimischen Erzeugern und Konsumenten. Dieser ist ohnehin schon aus der Balance: Was bleibt sind Überschüsse. Diese können wir entweder entsorgen – oder über so eine großartige Einrichtung wie die Tafeln verteilen an Menschen, die sie brauchen.

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