Nervig

In einem Magazin finde ich eine Fotostrecke zum Thema Hochzeits-Outfits. Acht Ehepaare sind dargestellt, die Hochzeitsmode ist vorn im Heft als `ungewöhnlich´ angekündigt. Das ist sie, nämlich nicht klassisch und auf keinen Fall weiß. Acht Liebespaare sind dargestellt, viele in Neon und Rosa. Die meisten der Kleidungsstücke sind nicht mein Geschmack – weder für eine Hochzeit noch für den alltäglichen Gebrauch. Aber das ist nicht das, was mir am meisten hängenbleibt. Von den acht Paaren sind zwei ausschließlich weiblich, eins männlich. Es scheint heutzutage immerzu darum zu gehen, die sexuelle Orientierung von Menschen abzubilden. Drei von acht, das sind mehr als ein Drittel dieser Paare – und spiegelt keineswegs einen realistischen Querschnitt unserer Gesellschaft wider. Wenn es schon gerecht zugehen soll, hätte man zur Abwechslung mal ein Pärchen mit Handicap wählen können: Mich hätte zum Beispiel ein Mann im Rollstuhl oder eine sehbehinderte Frau deutlich mehr beeindruckt.

Egal, wie ich zu Fragen der sexuellen Orientierung stehe: Es geht mir auf den Keks, welchen Raum diese im öffentlichen Bewusstsein offenbar einnehmen soll.

Eine Antwort auf „Nervig“

  1. …genau so empfinde ich das auch und freue mich sehr, wie präzise Du das auf den Punkt gebracht hast!
    Als positives Gegengewicht fällt mir spontan eine Seite aus dem Kalender „Der andere Advent“ von 2021 ein. Da war die Liebesgeschichte eines Pärchens mit coronabedingter digitaler Hochzeitsfeier beschrieben, und die Begründung war, dass sie wegen rasch fortschreitender MS der Braut den vorgesehenen Termin nicht nach hinten verschieben konnten . . . Das glückstrahlende Foto der Beiden, die wussten, dass ihnen nur wenige gemeinsame Wochen bleiben würden, hat mich tief beindruckt.

Kommentare sind geschlossen.

Entdecke mehr von mehr.klartext-schreiben

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen