Ich sage zwar: „Ich lebe“, doch fühlt es sich manchmal eher an wie: „Ich werde gelebt“. Ich reagiere an manchen Tagen mehr, als dass ich agiere. Da ruft gleich morgens jemand an, ob ich zwei Kinder hüten kann, weil das kleine Geschwisterbaby auf die Welt kommt. Mach ich, klar. Während die beiden Jungen hier frühstücken, meldet sich eine Freundin, ob ich abends für sie Taxi spielen könnte – Fuß kaputt und aber ein wichtiger Arzttermin auswärts. Mach ich, klar. Das Mittagessen kommt mir in die Quere – heute sind wirklich alle sieben zur gleichen Zeit mittags zu Hause. Mach ich, klar. Ich habe mich verplant und muss dringend noch was einkaufen. Mach ich, klar. Meine Tochter braucht nachmittags Motivation, ihren Kaninchen Löwenzahn zu pflücken – und Gemeinschaft ist die beste Motivation, also pflücken wir zusammen. Mach ich auch, klar.
Am Ende solcher Tage fühle ich mich fremdgesteuert. Das wäre sicher anders, wenn ich einen „richtigen“ Job hätte mit klar umrissenen Aufgaben und Terminen und Präsenz-Zeiten. Hab ich aber nicht. Mein Job ist Mutter und Hausfrau – und das kann man so verstehen und so verstehen, so leben und so leben. Bei „Mutter“ ist ganz viel „selbst Schuld“ dabei, ganz viel eigene Überzeugung, wie ich eine einmal übernommene Aufgabe wahrnehme und erfüllen will. Viel, was ich für richtig, wichtig und nötig halte. An manchen Tagen bin ich für alles mögliche zuständig – Allzweckwaffe Mama.
Von mir als „Hausfrau“ müssen die meisten Aufgaben nicht sofort erledigt werden. Es gibt kaum Termindruck. Anfragen an meine Zeit kann ich leichter mit „Mach ich, klar“, beantworten als berufstätige Frauen. Das ist schön, da ist viel Freiheit. Das sehen andere auch so. Allerdings komme ich mir bisweilen vor wie Verfügungsmasse, die je nach Bedarf einsetzbar ist – Allzweckwaffe Hausfrau. Mit diesen beiden Jobs ist es bisweilen schwierig, Tage nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Anstelle ausgereifter Pläne passe ich an, modifiziere, plane flexibel, richte das oder das noch ein… Auch dafür habe ich mich entschieden, als ich Hausfrau und Mutter geworden bin.