Löwenzahn-Glück

Die Kaninchenbesitzerin unserer Familie ist für zehn Tage weg. In der Zeit bin ich zuständig für die Kaninchen. Diese Zuständigkeit strengt mich eher an, als dass sie mich erfreut. Demzufolge versuche ich, mir das Leben als Kaninchenhüterin so leicht wie möglich zu machen: So früh es geht, setze ich die Kaninis auf den Rasen – da draußen muss ich ihre Hinterlassenschaften nicht wegräumen. So spät es geht, setze ich sie wieder in ihren – zugegeben – großzügigen Stall, in dem sie sich die ganze Nacht bewegen können, wenn sie mögen. Ich suche Löwenzahn oder organisiere grünes „Kaninchenfutter“ im Supermarkt, damit die mir anvertrauten Tiere keinen Hunger leiden.

Ich stelle fest, dass ich mich über Kaninchenhalter-freundliche Umstände noch mehr freue als sonst:

Es ist Frühling und warm, derzeit ohne Regen – das heißt, die Kaninis können im Garten auf den Rasen.
Zudem habe ich eine von Löwenzahn verseuchte Wiese abseits der Straße gefunden, die nicht gleichzeitig Hundeklo ist.
Wenn sich die Widerspenstigere von den beiden Haustieren leicht fangen lässt, zaubert mir das ein Lächeln ins Gesicht.
Ein wenig kommen alte bäuerliche Gefühle in mir hoch, wenn ich mit den beiden oder ihrem Stall beschäftigt bin – auch wenn ich sie nicht essen möchte.

Trotzdem freue ich mich über eine Tatsache noch mehr: Von den zehn Tagen „Tochter weg“ sind fünf bereits vorbei.

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