„Und Jakob kochte ein Gericht. Da kam Esau vom Feld und war müde und sprach zu Jakob: `Lass mich essen das rote Gericht; denn ich bin müde.´ … Aber Jakob spracht: `Verkaufe mir heute deine Erstgeburt.´ Esau antwortete: `Siehe, ich muss doch sterben; was soll mir da die Erstgeburt?´ Jakob sprach: `So schwöre mir zuvor.´ Und er schwor ihm und verkaufte so Jakob seine Erstgeburt.“
1. Mose 25, 29-33
Dieses Jahr läuft für mich ein Experiment: Ich kaufe mir nichts Neues zum Anziehen – ausgenommen von ein paar Socken und Unterwäsche gleich im Januar. Mein Schrank ist voll genug. Bislang war das kein Problem. Bis zu diesem SSV-Werbeprospekt mit der netten Bluse – reduziert und im Doppelpack sogar noch günstiger. Mittellanges Zögern, dann der Entschluss: Ein halbes Jahr ohne Klamotten-Konsum ist auch schon nicht schlecht.
Losgefahren, Blusen gekauft und gleich noch eine lange und eine kurze Hose dazu. Als ich mit der gesamten Beute wieder zu Hause war, schaltete sich mein Kopf wieder ein: Alles wieder zurück.
Wie leicht hätte ich fast (!!!) die gute Idee, ein Jahr zu verzichten, über den Haufen geworfen! Esau kam mir in den Sinn. Esau und sein Linsengericht. „Wie leichtfertig ist der mit seinem Erstgeburtsrecht umgegangen!“, sagen wir schnell. Vielleicht verhielt er sich ja tatsächlich sehr fahrlässig, obwohl er ganz genau wusste, was er sich damit entgehen ließ. Vielleicht war er aber auch unbekümmert am Heute (und an einem vollen Magen) interessiert – und die Versuchung eines leckeren Essens in gerade diesem Moment einfach zu groß, ihr zu widerstehen.
Haben wir überhaupt noch Prinzipien? Fällt uns Verzicht nicht viel schwerer, weil wir nie verzichten müssen? Ich zumindest habe eine mir selbst auferlegte Entscheidung doch relativ leichtfertig rückgängig machen wollen – um einer Bluse willen, die in meinem ohnehin vollen Kleiderschrank kaum Platz gehabt hätte. Welch ein Glück, dass sie mich nicht restlos begeistert hat. So schnell lass ich mich vom SSV nicht nochmal verladen!