Liebe und Geduld

Mit Liebe und Geduld kann man seine Buchsbäume vor dem Zünsler retten – schreibt mein Bruder. Ach so? Ein Kontrollgang zeigt mir das wahre Ausmaß des Befalls: jede Menge abgefressene Blätter und viele lange grüne Raupen – offenbar nimmersatt. Ich denke: So viel Liebe und Geduld habe ich nicht. Dann geht es eben ohne Buchsbäume weiter. Viele andere Gärten kommen auch ohne sie aus – und meine Bekannte kann sich für ihre Weihnachtskränze eine andere Grünschnitt-Quelle suchen.

Zweiter Gedanke: Versuch macht klug – wohl dem, der viele Kinder hat! Den Heerscharen der Zünsler-Raupen ist nur mit verstärkter Man-Power beizukommen. Das Zurückschneiden der befallenen Buchsbäume erfordert schließlich kein Gartenbau-Diplom. Was wir zu sechst in drei Stunden schaffen, hätte mich allein mindestens zwei volle Arbeitstage gekostet – und meine Liebe und Geduld deutlich überstiegen.

Alles weitere überlasse ich (zunächst) der Natur: Die Pflanzen dürfen sich selbst wehren und leben wollen; ich wässere sie ausreichend und rede ihnen gut zu. Ein wenig helfen sicher auch meine gefiederten Freunde. Für Spatzen sind die Raupen ein Festmahl, von dem nach unserem Einsatz nur noch ein gut verzehrbarer Teil übrig ist. Ich erwarte sie mit Liebe und Geduld an meinem Garten-Buffet – und bin gespannt, ob unser gemeinsamer Einsatz sich am Ende auszahlen wird.

Zu guter letzt verbrennt mein Mann das, was wir abgeschnitten haben – und spielt sich damit in die Herzen der Nachbarn: Ein paar Stunden müssen sie sich zum frische Luft-Schnappen in ihre Häuser zurückziehen. Wir hoffen, sie reagieren darauf mit Liebe und Geduld.

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