Wer außer mir kennt mehr als die Spitze meiner Persönlichkeit? `Wenn die wüssten´, habe ich kürzlich geschrieben; `wenn der wüsste´, denke ich manchmal sogar meinem Mann gegenüber. Niemand weiß, wie wütend ich innerlich sein kann; meine kindliche Naivität ist mir manchmal peinlich; und für `so macht man das´ fehlt mir oft die Sicherheit. Vollkommen ehrlich bin ich nur vor Jesus, der mich ohnehin kennt: „Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne“, sagt David im Psalm 139 (Vers 2) und gleich danach: „Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, Herr, nicht schon wüsstest.“ (Vers 4) Er spricht mir aus der Seele.
Eine Frau aus der Gemeinde bringt mir eine Kleinigkeit für Weihnachten. Durchs Papier hindurch spüre ich, was es ist. Ich lächle sie an, sie lächelt zurück. Wir wissen beide, worum es sich handelt – es ist ein kleiner Kalender mit Zitaten von Dietrich Bonhoeffer. Letztes Jahr zu Weihnachten hatte sie mir ebenso einen geschenkt. Diese Frau hört genau hin und hat ein gutes Gedächtnis. Daher weiß sie, dass ich diesen Mann sehr schätze – und noch einiges mehr. Sie würde wahrscheinlich niemals behaupten, mich `gut zu kennen´, aber sie trifft mit ihren Worten und Geschenken ziemlich oft ins Schwarze.