Das Jubiläum des Mauerfalls ist in aller Munde, aber wem bedeutet es was? Jeder hat seine ganz eigene Wahrnehmung von dieser unserer Deutschen Geschichte und bewertet sie eben auch ganz unterschiedlich: Ganz und gar gleichgültig, enttäuscht und frustriert oder immer noch dankbar und begeistert.
Ganz und gar gleichgültig: Es gibt viele Gründe dafür, mit dem Wunder des Mauerfalls nichts zu verbinden. Man kann zu jung sein, keine Verwandtschaft „drüben“ haben und, und, und. Trotzdem ist sie ein Fakt. Hervorgegangen ist sie aus einer großen Unzufriedenheit der Ostdeutschen mit ihrem Staat, ihrer Regierung – aber vor allem aus einer tiefen Sehnsucht nach Freiheit. Freiheit von Bevormundung, Freiheit der Gedanken, Meinungen und Überzeugungen bis hin zu freien Wahlen und freiem Reisen. All das wurde mit dem Mauerfall ziemlich bald Realität; aber für viele (vor allem West-)Deutsche hat sich dadurch erstmal gar nichts geändert: Die Mauer ist nicht mehr da – na und?
Enttäuscht und frustriert: Neben den Gleichgültigen gibt`s die Kritiker. Wir Ost- und Westbürger sind gleichermaßen nicht frei von Vorurteilen. Dass im Osten die AfD so stark ist, wundert die Westler; dass die Westler noch immer besser verdienen, ärgert die Ostler. Das errichtet gedankliche Mauern: Sicher gibt es Menschen, die noch immer in alten Grenzen denken – oder sie sich vielleicht sogar zurückwünschen. Auf beiden Seiten.
Dankbar und begeistert: Und dann sind da Leute wie ich. Natürlich ließ (und lässt) sich meine DDR-Vergangenheit nicht leicht abschütteln. Sie ist Teil von mir. Die äußere Mauer, die 1989 fiel, stürzte nicht von jetzt auf gleich auch in meinem Inneren ein: Es fiel mir schwer, mich beruflich frei und neu zu orientieren, mein Mann hat sich noch jahrelang über meine Angst vor Verkehrspolizisten amüsiert, ich kann bis heute mit Dominanz nicht gut umgehen etc. Und TROTZDEM – bin ich so dankbar! Was haben wir für einen Schatz mit dieser Vereinigung, was für eine Kostbarkeit ist uns anvertraut – und es ging ohne militärischen Einmarsch, ohne Blutvergießen. Ich weiß nicht, warum, aber ich vertraue darauf, dass es irgendwann gar keine Mauern mehr in unserem Land geben wird – äußerlich und innerlich.